Kap
VII.
Die oberrheinischen Gebiete.
Baden.
Heili genberg.
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Einen höheren künstlerischen Werth hat die an derselben
Seite angebrachte Brunnenhalle, originell in der Anlage und
von zierlicher Decoration. Sie ist mit einem flachen Tonnen-
gewölbe bedeckt, das durch rautenförmige Felder in Stuck hübsch
gegliedert wird. In der Mitte erhebt. sich ein vierekiges steiner-
nes Becken, auf welchem eine kräftig geschwungene Säule mit
frei korinthisirendem Kapital aufsteigt. Sie tragt einen hoekenden
Löwen mit den beiden Wappenschilden des Erbauers und seiner
Gemahlin. Nach aussen wird die Brunnenhalle durch zwei Ord-
nungen von Pilastern eingerahmt, welche den Bogen umschliessen
und mit einem flachen Giebel enden. Die Flächen der Zwickel
und des Giebels sind mit etwas ungeschickt behandeltem Laub-
werk, Delphinen und phantastischen Meergeschöpfen geziert.
Das Innere des Schlosses bietet nur zwei Räume von kunst-
historischem Interesse, die Kapelle und den Saal, letzterer frei-
lich ein Werk ersten Ranges, wie wir von gleicher Pracht und
Schönheit unter den deutschen Renaissancebauten kein zweites
besitzen. Der Saal nimmt den ganzen südlichen Flügel und zwar
die beiden obersten Stockwerke desselben ein. Sein Licht erhält
er auf beiden Langseiteii durch zwanzig hohe Fenster, die ehe-
mals mit steinernen Kreuzpfosten versehen waren; ausserdeni
neeh dureh eben so viele Rundfenster über jenen. Er misst
34 FuSS Breite bei 108 Fuss Lange und nur 22 Fuss Höhe. Die
Eintheilung der Wände geschieht durch tiefe von Pfeilern um-
rahmte Nischen, in welchen die Fenster angeordnet sind. Ein
JH-iglypheiifries mit reichen Ornamenten, alles bemalt und {ver-
goldet, zieht sich darüber hin. Die Wände sind mit den Bildern
der fürstlichen Besitzer und ihrer Vorfahren geschmückt und der
Fussboden ist bei der neuesten Restauration mit kunstvoll ge-
arbeitetem Täfelwerl; bedeckt. An beiden Enden des Saales sind
in der Mitte der Schmalseite zwei kolossale in Sandstein aus-
geführte Kamine angebracht. Sie tragen die Jahrzahl 1584 und
sind in den üppigen Formen dieser Spätzeit durchgeführt. Auf
beiden Seiten stützen Hermen und Karyatiden einen reich mit
Ranken geschmückten Fries. Darüber erhebt sich eine mittlere
gl-össel-e und zwei kleinere eingerahmte Nischen mit Figuren.
Den grössten Glanz aber erhält der Raum durch die aus Linden-
holz geschnitzte Decke, die an Grössc und Pracht in Deutschland
nicht ihres Gleichen findet. Viermal kehrt dasselbe Motiv der
Eintheilung wieder: vier Segmente bilden einen Kreis, in wel-
chen auf den Ecken vier rechtwinklige Felder einsehneiden_
Diese Hauptglieder sind ungemein kräftig profilirt, die Flächen
sodann mit reichem Ornament, mit Genien, Hermen und ver-