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III.
Buch.
Renaissance in Deutschland.
deren ursprünglich reichere Einfassungen dem Baue entfremdet
worden sind nach seiner Verwüstung durch die Franzosen im
Jahre 1689. Jetzt zeigt nur das Portal eine reichere Einfassung
mit zwei gekuppelten dorischen Säulen, deren Schäfte eine Rustika-
gliederung haben. Das dorische Gebälk wird von zwei kleinen
seitlichen Giebeln und in der Mitte von einem höheren Aufsatz
bekrönt, der von Voluten eingefasst, das badische Wappen trägt.
Die Gesammtentwicklung des Portals ist eine überaus stattliche.
Ueber dem Portalbau ist das Dach durch einen vertretenden,
mit Voluten geschmückten Giebel ausgezeichnet.
Eine reichere Ausschmückung wurde dem Innern zu Theil,
obwohl dieselbe meist verschwunden oder durch die neuere
Restauration verdrängt ist. Sehr elegant sind zunächst die Rip-
pen, Schlusssteine und Consolcn der Kreuzgewölbe, welche das
Vestibül, den Corridor und das Treppenhaus bedecken und die-
sen Theilen ein ungemein vornehmes Gepräge verleihen. Sodann
haben die Thürcn im grossen Vestibül zur Rechten und Linken
schöne Einfassungen, auf deren Gesimse der badische Wappen-
schild von Löwe und Greif gehalten wird. Dies sind indess
spätere Zusätze aus der Zeit des Markgrafen Wilhelm (starb 1677).
Sehr reich, aber auch schon barock ist die aus dem Gang in
die Kapelle führende Thürf) mit allerlei Voluten umklcidet und
mit einem Flächenornament, das aufgerollte und geschmiedete
Bänder nachahmt. Der obere nicht minder barock behandelte
Aufsatz enthält in reicher Umrahmung ein gut gearbeitetes Relief-
brustbild Christi. Die Kapelle selbst ist mit geringen Fresken
vom Ende des 17. Jahrhunderts geschmückt, wo unter dem Mark-
grafen Ludwig Wilhelm und seiner Gemahlin Sibylla Augusta
seit 1697 die Wiederherstellung des Schlosses von den Ver-
wüstungen der Franzosen begonnen. Aus der früheren Zeit des
17. Jahrhunderts datirt dagegen die reiche Ausschmückung der
fünf nordöstlichen Zimmer und des Speisesaals für die Diener-
schaft, von welcher man noch Spuren wahrnimmt. Männliche
und weibliche Karyatiden, ovale Rahmen haltend, tragen ein
stark vorspringendes Gesimse, auf welchem delphinartige Figuren
ruhen, die wiederum reiche Rahmen halten. Diese waren theils
für Spiegel, theils für Gemälde bestimmt. Das Kreuzgewölbe ist
mit Laubgewinden in Stucco geschmückt. Durch Farben und Gold
erhielt das Ganze ursprünglich seine volle Wirkung. Im zweiten
Zimmer ist die Dekoration noch reicher und zugleich besser er-
halten. Säulen und Pilaster aus Gipsmarmor mit vergoldeten
bei Krieg zu pag.