Kalb
VII.
oberrheinischen Gebiete.
Dis
Baden.
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artigen, äusserst sinnreich angeordneten und zu Verstecken her-
gerichteten unterirdischen Keller und Gewölbe, welche unter dem.
Hauptbau sich hinziehen, sind für die künstlerische Betrachtung
zu übergehen, so grosses Interesse sie an sich besitzen. Eine
sorgfältige Darstellung derselben findet man bei Krieg.
Die künstlerische Ausstattung ist im Aeussern eine ungewöhn-
lich einfache. Der Baumeister hat sich auf die ruhigen, grossen
Linien verlassen, welche das Ganze in seiner neuen Zusammen-
setzung machen musste. Allerdings muss man sich dabei gegen-
wärtig halten, dass die ursprünglichen Einfassungen der Fenster
an der Hauptfagade nach der Verwüstung durch die Franzosen
verschwunden sind, was jetzt den Eindruck erheblich beeinträch-
tigt. Von fern gesehen imponirt das Schloss durch die mächtigen
horizontalen Linien der Terrasse mit ihren Substructionen und
des langen südlichen Flügels mit seinen doppelten Bogenreihen.
lstman in den Hof getreten, so erhält man den Eindruck der
grossen ruhigen Massen des Hauptbaues, an welchen sich links
die Verbindungsgalerie mit ihren kräftig gehaltenen Säulen-
stellungen, im oberen Geschoss doppelt so viel als im unteren
schliesst. Diese Colonnaden mit ihren eleganten, in rothem Sand-
stein ausgeführten, fein kannelirten Säulen sind der zierlichste-
Theil der äusseren Architektur. Die untere Colonnade öffnet sich
durch ein mit schönem Wappen geschmücktes Portal auf die.
Küche. Neben dem Portal durchbrechen zwei niedrige, aber
breite fensterartige Oeffnungen die innere Mauer. Diese Fenster,
die als Dispensatorien zur Austheilung der Speisen an das niedere
Hofgesinde, wohl auch an die Armen dienten, haben eine origi-
nelle Ausstattung. Ihrc Seitenpfosten sind unter dem. reich ge-
gliederten, auf Löwenköpfen ruhenden Gesimse mit trophäenartig-
aufgehängten Küchengeschirren decorirt, die ebenso hübsch an-
geordnet als fein ausgeführt isind. Sie erinnern an gewisse.
Decorationen, die man in den Werken des gleichzeitigen Dietter-
lein findet. Es sind die Trophäen kulinarischer Technik, sammt
den übrigen Theilen dieser elegant ausgeführten Halle mit einer
Vorliebe behandelt, welche uns an die Gewohnheiten jener prasscn-
den Zeiten erinnert. W"-
An der rechten Seite des Schlosshofes zieht sich in sehr
schlichter Ausführung die einstöckige, jetzt als Reniise verwendete
Bogenhalle hin, die sich auf breiten Pfeilern erhebt. Jeder Pfeiler
ist mit einer grossen Bogennische und einer kleineren über der-
selben gegliedert; letztere für Büsten bestimmt, erstere für Statuen,
welche freilich fehlen. Der Hauptbau hat im Erdgeschoss m14
den beiden oberen Stockwerken schlicht behandelte Fenster,