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Buch.
III.
Renaissance in Deutschland.
Zweifel unterworfen werden, denn die damit verbundene Archi-
tektur zeigt eine so entwickelte Renaissance, wie sie damals in
Deutschland undenkbar ist.
Mit Sicherheit kann nur so viel festgestellt werden, dass die
Umwandlung der schiefwinkligen und verworrenen mittelalter-
lichen Burg in eine klar durchdachte moderne "Schlossanlage zur
Zeit des Markgrafen Philipp II bewirkt wurde. Noch während
dieser nach seines Vaters Tode 1569 als Minderjähriger in
München erzogen wurde, begann der Administrator Graf Otto
von Schwarzenberg den Neubau. Die Ausführung aber war dem
Steinmetzen Kaspar Weinhart aus Benediktbeuern übertragen, der
als fürstlicher Oberbau- und Werkmeister bezeichnet wird und
schon vorher in Regensburg und München, wie es in einer Ur-
kunde des Strassburger Stadtarchivs heisst, „stattliche Geban"
gemacht hatte. Wir wissen von dem Meister nichts weiter, als
dass er 1582 mit Berufung auf seine früheren Leistungen sich
um eine Werkmeister-stelle bei der Stadt Strassburg- bewarb. Die
Erkundigungen, welche der Rath einzog, lauteten dahin, dass er
das Schloss zu Baden aus dem Fundament aufgeführt habe, aber
„ein starker Papist" sei. In Hoffnung jedoch, „die Gebau, so er
machen würd, werden nit papistisch sein", beschliessen die Bau-
herrn, ihm das Amt zu übertragen. Die Sache zerschlug sich
indess, da Weinhart die Verhandlungen abbrach. 1)
Die Aufgabe des Meisters bestand vor Allem darin, mit mög-
lichster Beibehaltung der den grosscn Schlosshof umfassenden
Gebäude, welche jetzt in S die Stallungen, in T Dienstwohnungen,
in V Remisen enthalten, das herrschaftliche Wohnhaus an der
Ostseite des Hofes als Abschluss desselben zu errichten. Mit
richtigem Takt stellte er das neue Gebäude rechtwinklig auf den
mitten im Hof liegenden Bau O, welcher ein älteres Dienstgebäude
und darunter die gewaltigen Keller enthält. Mit dem nördlichen
Flügel P, der die Küche und dazu gehörigen Räume aufnahm,
wurde die Verbindung durch die Arkaden N hergestellt, welche
auch in den oberen Geschossen sich wiederholen. Die Anlage
dieser nördlichen Theile wurde zugleich für die "Vertheidigung
so eingerichtet, dass die lange Flucht derselben durch zweimalige
Vorsprünge der Gebäude bestrichen werden konnte.
Wenden wir uns nun zum Hauptbau. Derselbe bildet ein
regelmässiges Rechteck von 235 Fuss Länge und 80 Fuss Tiefe,
rechts durch einen Treppenthurm, links durch die Verbindungs-
galerie zum Theil verdeckt. Bei der Anlage des Vestibüls C und
Anhang.
Ü Die Urkunde bei Krieg im