Kap-
VII.
oberrheinischen Gebiete.
Die
Baden.
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aus verschiedenen Epochen allmählich hervorgegangene Gestalt.
Da die Geschichte des Baues von kundiger Seite eine erschöpfende
Darstellung gefunden hat, so hebe ich hier nur das Wesentliche
daraus hervor!) Nachdem im frühen Mittelalter das alte Schloss
als feste Burg auf ziemlich steiler Höhe angelegt worden war,
errichteten die Markgrafen wahrscheinlich schon im 14. Jahr-
hundert auf dem unmittelbar über der Stadt sich erhebenden
Bergplateau ein neues Schloss, welches durch den Markgrafen
Jakob um die Mitte des 15. Jahrhunderts weiter ausgebaut wurde.
Ueberreste mächtiger Substructionen beweisen indess, dass schon
die Römer diesen Punkt, der das enge Thal beherrscht und die
warmen Quellen beschützt, zu einer Befestigung ausersehen und
das mächtige Terrassenplateau angelegt hatten?) Der Bau des
Markgrafen Jakob wurde sodann weiter ausgeführt durch einen
der edelsten Fürsten des Landes, Markgraf Christoph, der da-
selbst 1479 seinen Wohnsitz nahm. Vom neuen Schlosse datirt
der 1510 ausgestellte Freiheitsbrief, welchen er der Stadt Baden
verlieh sammt einer Polizey-Ordnung „für die Fremden, so zu ihrer
Notturft oder ihres Lybes Wollust hier baden." Alle diese Bauten,
von welchen namentlich der Haupteingang (in unserem Grundriss
Fig. 74 bei A), der viereckige Thurm an der Nordseite Q, die
westliche und nördliche Umfassung bei T, S und N im Wesent-
lichen noch herrühren, tragen die Form des späten Mittelalters.
Manche Zusätze und Veränderungen kamen unter Markgraf
Philipp I hinzu, so dass der Bau bis dahin schon eine ziemliche
Ausdehnung, aber auch, wie gewöhnlich die mittelalterlichen
Burgen, eine unregelmässig complizirte Gestalt erhielt. Feste
Zeugnisse für diese Bauperioden sind namentlich der Wappen-
schild des Markgrafen Christoph und seiner Gemahlin am Schluss-
stcin des Thorgewölbes und das schön ausgeführte Baden-Spon-
heimsche Wappen über dem Thor, dessen Jahrzahl1530 auf die
Zeit des Markgrafen Philipp I deutet. Auch die Krönung des
nördlichen Thurmes, der damals als Archiv diente und mit den
benachbarten Theilen den Namen der „alten Kanzlei" führte,
tragt die Jahreszahlr1529. Ob das Datum 1516, welches auf
einer alten Abbildungß) sich befindet, authentisch ist, darf einigem
1) Krieg von Hochfelden, die beiden Schlösser zu Baden, ehemals und
jetzt, Karlsruhe 1851. E) Ein Theil der mit Strebepfeilern verstärkten
römischen Futtermauer, welche dem Erddruck des mit den bekannten
Inajestäfgigchen Bäumen bestandenen Plateaiüs so lange widerstanden, ist
kürzlich zusemmengestürzt und macht umfassende Herstellungsbauten nöthig.
3) Im Besitz des Freiherrn von Ow auf Wachendorf, abgeb. bei Krieg,
zu S. 51 E.