Fürstengeschlechter, vorzüglich die Markgrafen von Baden-Baden
und Baden-Durlach, die Baukunst durch Anlage und Ausstattung
von Schlössern, in welchen die Prachtliebe der Zeit zum Aus-
druck kommt. Daneben treten die bürgerlichen Bauten der Städte
in zweite Linie zurück. Doch konnte es nicht ausbleiben, dass
der Einfluss der prächtigen fürstlichen Bauten auch den bürger-
lichen Unternehmungen eine glänzender-e Gestalt verlieh.
Den Anfang machen wir mit dem Schloss Gottesau bei
Carlsruhe. Im Mittelalter war hier ein Kloster, an dessen Stelle
Markgraf Karl II von Baden-Durlach 1553 das noch jetzt vorhandene
Schloss erbaute, welches 1588 durch seinen Sohn Markgraf Ernst
Friedrich erweitert und reicher ausgestattet wurde. 1) In den
französischen Raubkriegen unter Ludwig XIV verwüstet und
ausgebrannt, wurde es durch Markgraf Karl Wilhelm wieder her-
gestellt, aber 1736 abermals durch eine Feuersbrunst beschädigt.
Alle diese Verwüstungen hat aber das solide Mauerwerk glück-
lich überstanden, so dass 1740 eine durchgreifende Wieder-
herstellung hauptsächlich das Innere betraf. Bei dieser Gelegen-
heit erhielten die Thürme statt der ehemaligen spitzen Dächer
die jetzigen Kuppeln. Gegenwärtig ist der Bau zur Kaserne
her-abgekommen und spiegelt also in seinen drei verschiedenen
Bestimmungen die Hauptrichtungen der Kulturepochen des Mittel-
alters, der Renaissancezeit und der Gegenwart. Denn in unsern
Tagen haben die Schlösser des 16. Jahrhunderts meist keine
andere Bestimmung, als zu Kasernen, Fabriken oder Zucht-
häusern zu dienen.
Das Innere des Schlosses Gottesau ist durch die Umwand-
lung so verändert worden, dass die ursprüngliche Einrichtung
und vollends die ehemalige reiche Ausstattung bis auf den letzten
Rest verschwunden ist. Das Aeussere dagegen (Fig. 73) giebt im
Wesentlichen noch das Bild der ursprünglichen Anlage. Die vier
runden Thürmc auf den Ecken mit ihren geschweiften, ehemals
pyramidalen Dächern, zu welchen in der Mitte der Hauptfacade
ein fünfter sich gesellt, verleihen dem Bau ein ungemein male-
risches Gepräge. Einfache dorische Pilaster gliedern durchweg
die beiden unteren Geschosse, Während das dritte Stockwerk an
den höher empcrgeführten Thürmen ionische Pilaster zeigt. Sehr
ansprechend sind sodann die Fensterwände von gedrückten Bögen
eingefasst, welche den ganzen Bau wirkungsvoll gliedern. Die
Formbehandlung an sich, so einfach sie erscheint, entbehrt nicht
einer wohlberechneten Steigerung. Die unteren Pilaster sind
Leichtlin, Gottesauer Kronik.
Karlsruhe
1810.