Volltext: Geschichte der deutschen Renaissance (Bd. 5)

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III. Buch. 
Renaissance in Deutschland. 
empor, von zwei gedrungenen Pilastern mit ionischen Kapitälen 
getragen. Am Thurm eine Uhr mit Bildwerken und der Jahr- 
zahl 1607, die aber vielleicht nur auf diesen etwas barocken 
Aufsatz sich bezieht. Noch etfectvoller wirkt der Bau durch die 
schmalen Giebelfronten mit ihren hohen, in drei Geschossen durch 
kannelirte Pilaster gegliederten Giebeln. Das untere Geschoss 
der Giebelfront hat eine Halle mit drei Rundbogenarkaden. 
Ueber ihnen springen auf mächtigen Kragsteinen von schwerer 
Renaissanceform Altane vor, welche sich um die Ecke fortsetzen 
und an der Hauptfacade enden. Auch diese haben noch Geländer 
von spätgothischem Maasswerk. Am vorderen Giebel liest man 
oben die Inschriften: LVCRET. ROMA. MARCVS. Also waren hier 
wohl früher Wandgemälde dieses Inhalts. 
Ein zierliches Eckhaus vom Jahre 1550 sodann in Weissen- 
burg, gleich westlich von der Stiftskirche, ausserhalb der alten 
Umwallung. Die Thür zeigt spätgothisches Astwerk, wird aber 
von Renaissancepilastern eingerahmt. Auf der Ecke des Hauses 
entwickelt sich sehr elegant über einer Säule ein Erker von 
rothem Sandstein, mit Medaillonköpfen und fein ornamentirten 
Rahmenpilastern geschmückt. , 
In Zabern sieht man an der Hauptstrasse ein zierliches 
Fachwerkhaus mit dreiseitigem Erker. Die Hausthür hat noch 
den gothischen Eselsrücken, der Erker aber wird von einer tos- 
kanischen Säule getragen, während das Schnitzwerk grösstentheils 
bereits sehr barock ist. Das Haus trägt zweimal  unter dem 
Erker und über der Thüre  die Jahrzahl 1605. IEin Beweis 
wie spät auch hier, der allgemeinen deutschen Sitte entsprechend, 
am Fachwerkbau und gewissen gothischen Einzelheiten festge- 
halten wurde. Amk alten Schloss in Zabern sieht man noch 
ein hübsches Renaissanceportal am Treppenthurm. 
Endlich auf dem Wege von Niedeck nach Maursmünster das 
malerische Schloss Birkenwald. Es hat zwei verzierte Portale, 
das eine mit der Jahrzahl 1562. An der Nordseite liegt zwischen 
runden Thürmen ein grosser Altan, wie er damals im Elsass 
wiederholt vorkommt. 
Baden. 
Eine wesentlich andere Entwicklung nimmt die Renaissance 
in den Gebieten, welche heute dem Grossherzogthum Baden an- 
gehören. Hier erhebt sich kein städtisches Gemeinwesen auch 
nur entfernt zu der Bedeutung der blühenden elsässischen Städte, 
namentlich Strassburgs. Dagegen pflegen die im Lande ansässigen
	        
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