Volltext: Geschichte der deutschen Renaissance (Bd. 5)

Kap- 
VII. 
Gebiete. 
oberrheinischen 
Die 
Unter-Elsass. 
261 
leider zu Anfang unseres Jahrhunderts grossentheils zerstört und 
namentlich seiner prachtvollen Wendelstiege beraubt. Seine 
Architektur entspricht der des Friedrichsbaues von Heidelberg 
und ist immer noch ein ansehnlicher Rest jener Zeit. Ausserdem 
sieht man ein Fachwerkhaus mit Erker und Schnitzereien vom 
Ende des 16. Jahrhunderts am Schneidergraben. lm Uebrigen 
ist gerade in Strassburg durch spätere Umbauten fast alles Alte 
beseitigt worden. 
Ausgiebiger ist das kleine Oberehnheim, südlich von 
Rosheim. Zunächst tritt hier am Rathhaus, das die Jahrzahl 
1523 trägt, die Renaissance sehr früh, freilich noch stark mit 
gothischen Formen vermischt, auf. Nur der linke Flügel ist alt, 
der Rest sammt dem Blittelbau modernisirt. An den Fenstern 
spatgothisches Astwerk, vor dem Hauptgeschoss ein Altan mit 
spätgothischem Maasswerk im Geländer, aber die grossen mit 
Köpfen geschmückten Kragsteine desselben haben Renaissance- 
form.  Am Marktplatz sodann, der Nebenfront des Rathhauses 
gegenüber, die alte Kornhalle, ein Fachwerkbau vom Jahre 
1554. Auch hier herrscht noch vorwiegend das Mittelalter, die 
Giebelseite gegen den Platz zeigt ein spitzbogiges Thor, darüber 
vor dem Mittelfenster eine Balustrade in spätgothischem Maass- 
Werk, dann aber das Wappen mit dem Reichsadler in einem 
Renaissancerahmen.  Weiter am Marktplatz ein Brunnen 
unter dem Erker eines Hauses: offne Halle mit zwei Renaissance- 
pilastern gegen die Strasse, im zweiten Stockwerk ein Erker mit 
schlichten Pilastern, das dritte Geschoss mit einer spatgothischen 
Balustrade abgeschlossen.  Endlich ein zierlicher Ziehbrunnen 
vom Jahre 1579 in der Strasse, die auf das Rathhaus mündet. 
Die runde steinerne Einfassung hat zwei Reihen Cassetten mit 
Blattornament. Diese Einfassung trägt drei korinthische Säulen, 
deren gedrungene Schäfte am unteren Theil reich ornamentirt 
sind. Ueber den Kapitälen entwickeln sich nach Art von Holz- 
construktionen breite Consolen, um den niedrigen Architrav zu 
tragen. Eine flache Steinkuppel von geschweiftem Profil, im 
Innern durch ein gothisches Rippengewölbe charakterisirt, krönt 
den originellen kleinen Bau. In der Wetterfahne auf seiner Spitze 
liest man die Jahrzahl 1579. 
Einen bedeutenden Bau besitzt sodann Molsheim in seiner 
Fleischhalle. Der stattliche und malerische Bau zeigt eine un- 
gemein wirksame Anlage. Die lange, mit ihrem hohen Giebel- 
dach dem Markt zugekehrte Hauptfront hat wie das Rathhaus in 
Mühlhausen eine doppelte Freitreppe mit gothischem Maasswerk- 
geländer. Ueber dem Podest derselben baut sich ein Thurm
	        
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