Kap-
VII.
Gebiete.
oberrheinischen
Die
Unter-Elsass.
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leider zu Anfang unseres Jahrhunderts grossentheils zerstört und
namentlich seiner prachtvollen Wendelstiege beraubt. Seine
Architektur entspricht der des Friedrichsbaues von Heidelberg
und ist immer noch ein ansehnlicher Rest jener Zeit. Ausserdem
sieht man ein Fachwerkhaus mit Erker und Schnitzereien vom
Ende des 16. Jahrhunderts am Schneidergraben. lm Uebrigen
ist gerade in Strassburg durch spätere Umbauten fast alles Alte
beseitigt worden.
Ausgiebiger ist das kleine Oberehnheim, südlich von
Rosheim. Zunächst tritt hier am Rathhaus, das die Jahrzahl
1523 trägt, die Renaissance sehr früh, freilich noch stark mit
gothischen Formen vermischt, auf. Nur der linke Flügel ist alt,
der Rest sammt dem Blittelbau modernisirt. An den Fenstern
spatgothisches Astwerk, vor dem Hauptgeschoss ein Altan mit
spätgothischem Maasswerk im Geländer, aber die grossen mit
Köpfen geschmückten Kragsteine desselben haben Renaissance-
form. Am Marktplatz sodann, der Nebenfront des Rathhauses
gegenüber, die alte Kornhalle, ein Fachwerkbau vom Jahre
1554. Auch hier herrscht noch vorwiegend das Mittelalter, die
Giebelseite gegen den Platz zeigt ein spitzbogiges Thor, darüber
vor dem Mittelfenster eine Balustrade in spätgothischem Maass-
Werk, dann aber das Wappen mit dem Reichsadler in einem
Renaissancerahmen. Weiter am Marktplatz ein Brunnen
unter dem Erker eines Hauses: offne Halle mit zwei Renaissance-
pilastern gegen die Strasse, im zweiten Stockwerk ein Erker mit
schlichten Pilastern, das dritte Geschoss mit einer spatgothischen
Balustrade abgeschlossen. Endlich ein zierlicher Ziehbrunnen
vom Jahre 1579 in der Strasse, die auf das Rathhaus mündet.
Die runde steinerne Einfassung hat zwei Reihen Cassetten mit
Blattornament. Diese Einfassung trägt drei korinthische Säulen,
deren gedrungene Schäfte am unteren Theil reich ornamentirt
sind. Ueber den Kapitälen entwickeln sich nach Art von Holz-
construktionen breite Consolen, um den niedrigen Architrav zu
tragen. Eine flache Steinkuppel von geschweiftem Profil, im
Innern durch ein gothisches Rippengewölbe charakterisirt, krönt
den originellen kleinen Bau. In der Wetterfahne auf seiner Spitze
liest man die Jahrzahl 1579.
Einen bedeutenden Bau besitzt sodann Molsheim in seiner
Fleischhalle. Der stattliche und malerische Bau zeigt eine un-
gemein wirksame Anlage. Die lange, mit ihrem hohen Giebel-
dach dem Markt zugekehrte Hauptfront hat wie das Rathhaus in
Mühlhausen eine doppelte Freitreppe mit gothischem Maasswerk-
geländer. Ueber dem Podest derselben baut sich ein Thurm