K39
VII.
oberrheinischen Gebiete.
Die
Ober-Elsass.
257
artichest und kunstrichest, so er mag mit finsten Farben punckt-
liehen verfertigen und ussmachen dass es der Stadt und irne
chi-liehen und iiuizlicherä sey." Als Lohn erhielt er für sich und
seinen Gesellen 1'616 ellfllng und zweihundert Gulden. Dafür
soll er aber alle Farben und Gold und „was er sonst darzu brucht"
auf seine Kosten kaufen und alles [mit guten lebhaften Farben
machen. Die Wappen der zugewandten Schweizerorte, welche
ebenfalls die Fafäß-dß schmückten, mussten, als Mühlhausen der
französischen Republik einverleibt wurde, ausgelöscht werden,
um dieses Andenken an Selne Geschichte zu vertilgen. Die Ge-
mälde sind überhaupt mehrmals, zuletzt 1846 restaurirt worden,
wie es scheint mit Verständniss und Pietät. Ursprünglich muss
freilich die Wirkung eine noch prächtigere gewesen sein und der
wackere Colmarer Meister auch das Gold nicht gespart haben,
denn Michel de Montaigiie nennt 1580 in seiner Reise 1) das Ge-
bäude „un palais mag-niiique et tout dore." Ein Anbau an (161-
rechten Giebelseite vom rlahre das Archiv. Das ganze
Gebäude. ist aussen und 11111611" nach der Sitte der Zeit mit Sprüchen
geziert, welche sich hauptsachlich auf die Gerechtigkeitspiilege
beziehen. S0 liest man über dem Eingang: „non tam pro moenibus
quam pro legibus pugnandurnff- „ Einerlei Recht sei unter euch,
dem frömbden wie dem heimischen," Beim Eintritt gelangt
man in einen grossen Vorsaal, wie in allen unseren alten Rath-
liausern. Im Rathssaal selbst erinnern mehrere Glasgemälde an
das alte Bündniss mit Basel, Solothurn und Bern. Ebenso sind
die Wappen der Schweizer Kantone und der Schwur auf dem
Rütli in Wandgemalden dargestellt. Dazu eine kurze Reimchronik
der Stadt. So ist der Bau im Wesentlichen noch ein treues Bild
der Zeit, die ihn errichtet hat.
Colmar besitzt mehrere tüchtige Bürgerhäuser aus dem
16. Jahrhundert, die zum Theil auf Malerei angelegt, zum Theil
aber auch in kräftigem Quaderbau durchgeführt sind. Eins der
frühesten und schönsten ist das, welches wir unter Figur 71 ab-
bilden. EXIE Eckhaus markirt es sich durch den diagonal ge-
stellten 1" er, der mit seinen Medaillons und Gliederungen den
Charakter der Frührenaissance trägt. Die Anordnung und Um-
rahmnng der Fenster und der im Stichbogen gewölbten Eingänge
erinnert noch an's Mittelalter. Ueberaus wirksam ist die auf
mächtigen Kragsteinen vertretende Holzgalerie des obersten Stock-
wei-ks mit ihren geschnitzten Ständern und dem zierlichen Ge-
läiider. Vor Allem aber erhält die yFacade durch reiche voll-
Journal de voyagg I, p.
Kllgler, Gesch. d. Baukunst. V.