Käp-
Schweiz.
deutsche
Die
Winterthur
und Umgebung.
249
Umgebung.
Winterthur und
Winterthur, der Hauptsitz der Schweizer Hafnerei, hat noch
eine ansehnliche Zahl trefflicher, theils grün glasirter theils bunt
gemalter Oefen aufzuweisen. Dagegen scheint der übrige Theil
der alten Ausstattung in den Hausern der Neuerungssucht dieser
sehr modern gesinnten Fabrikstadt langst zum Opfer gefallen
zu sein.
Mehr ist in der Umgegend noch an einzelnen Orten zu finden,
und was mir davon bekannt geworden, sei hier kurz verzeichnet.
Zunächst das alte Herrenhaus zu Wülflingen, mit einem wohl-
crhaltenen Zimmer, das einen überaus zierlichen, grün glasirten,
mit Reliefs völlig; bedeckten Ofen besitzt. Auch die Täfelung
der Wände mit ihrem Büifet, den Schranken und der kräftig
geschnitzten Decke ist noch ganz unberührt. Mehrfach liest man
die Jahrzahl 1645.
Schloss Elgg ist ein äusserlich unansehnlicher Bau, der
aber zwei schöne Oefen von 1607 und 1668 besitzt und in meh-
reren Zimmern nicht bloss das alte Getafel, sondern auch noch
prachtvolle Teppiche, 'I'apeten und Vorhänge aus dem 17. Jahr-
hundert bewahrt. Ein Schlafzimmer namentlich mit besonderer
durch seidene Teppiche abgeschlossenen Abtheilung für die Bett-
statt, ist ein Entzücken für jeden Maler und Kunstfreund.
Interessante Oefen finden sich noch auf der hlörsburg (hier
zwei grün glasirte, der eine besonders zierlich), im Schlösschen
Wyden bei Andelfingen, theils grün glasirt, theils gemalt, sowie
im Rathhaus zu Bülach, wo zugleich der grosse obere Saal eine
einfach schöne Holzdecke und Täfelung vom Jahre 1673 hat.
Die mit ionischen Pilastern eingerahmte Thür zeigt reiche Eisen-
heschläge. Ein Büffet mit zierlich gewundenen Saulehen trägt
die Jahrzahl 1676.
In St. Gallen zeugen zahlreiche, in Holz reich geschnitzte
Erker von dem Wohlstand, dessen schon damals die durch Handel
und Gewerbe blühende Stadt sich erfreute. Diese Arbeiten tragen
meist bereits den Stempel des üppigen, schwülstigen Barocco des
17. Jahrhunderts, aber auch die Formen des späteren Rococo
und Zopfes. Das Meiste mag zwischen 1650 und 1750 ent-
standen sein.
In der Hauptstrasse von Rorschach ebenfalls zahlreiche
Erker, an sich zwar ohne höhere künstlerische Bedeutung, im
Ganzen aber ein ungemein malerisches Städtebild aus jener Zeit. 1)
Abbild.
in Dollingefs Reiseskizzen.
Lief.
III.