Kap-
Die deutsche Schweiz.
Zürich.
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gehalten werden, sowie mit gemalten Giebeln und freieren Orna-
menten reich entfaltet. Volleren Figurenschmuck endlich, theils
in einzelnen Gestalten, theils in grösseren Compositionen, hat der
Künstler an den Flächen zwischen den Fenstern sowie an dem
breiten Pries, welcher die beiden oberen Stockwerke trennt, aus-
gebreitet. Auch eine imitirte Galerie, hinter welcher zwei männ-
liche Zuschauer, der eine von seinem treuen Hunde begleitet,
sichtbar werden, fehlt im oberen Giebelbau nicht. Am meisten
aber fesselt die in kühner Verkürzung scheinbar aus der Flache
heraussprengende ritterliche Gestalt des Curtius, welche zwischen
den oberen Giebelfenstern die Mitte der Faeade einnimmt und
wegen ihrer täusehenden Lebendigkeit schon die Bewunderung
der Zeitgenossen erregte. Die benachbarten Fenster haben durch
Karyatiden und Hermen sowie reiche Gesimse einen dem Ganzen
entsprechenden Ausdruck von festlicher Pracht erhalten. Bei
Sfflchen leider nur noch vereinzelten Schöpfungen begreifen wir
die Bewunderung, welche die alten Reisenden, ein Michel de
Montaigne und Andere, über die ganz mit gemalten Facaden be-
setzten Strassen Augsburgs und der Schweizer Städte aussern.
ä In Schaffhausen hat auch das Haus zum Käfig noch Reste
SfJlcher Malereien. Man sieht namentlich den in einen Käfig
eingeschlossenen Bajazet im Triumph einhergeiiihrt.
Aus derselben Zeit besitzt die Stadt noch ein gewaltiges
Werk damaliger Befestigungskunst im Munoth, einem runden
Bollwerk mit runden Thürmen neben einem mittelalterlichen
viereckigen Thurm. Schmucklos, aber gediegen in trefflich aus-
geführtem Qnaderbau erinnert dies imposante Werk an die
grossartigen derselben Zeit angehörigen runden Thürme der
Nürnberger Stadtbefestigung.
Zürich.
S0 wichtig Zürich schon damals für die geistige Bewegung
der Schweiz war, so scheint dieselbe doch mehr auf religiösem,
als auf künstlerischem Gebiete sich bethätigt zu haben. Wenig-
Sleus ist uns aus der Frühzeit der Renaissance kein Denkmal
(1011 erhalten, wenn man nicht etwa den kürzlich wieder auf-
gefundenen von H. Holbein bemalten Tisch, jetzt im BßSit-Z der
Stadtbibliothek, ausnehmen will. Auch die HellSehnitte in
stumpfe Schweizer Chronik, 1548 in Zürich erschienen, mögen
hier besonders wegen der reichen Renaissanceformen des Titel-
blattes Erwähnung finden. Nicht minder zeigen die Fürsten-
blldnisse, welche sie enthält, zierliche Einrahmungen in demselben
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