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III. Buch.
Renaissance in Deutschland.-
dem Kloster und im Saale des Sehützenhauses vor der Stadt
betriift, so sind dieselben oben bereits gewürdigt worden. 1) Be-
zeichnend ist, dass schon die von 1516 datirten Glasgemälde im
Sehützenhause Renaissaneeformen haben.
Schaffhausen.
Auch in Schaffhausen haben wir ein sehr frühes Beispiel
von Renaissance zu verzeichnen; diesmal ist es aber nicht ein
Maler, sondern auffallender Weise ein Bildhauer, der mit den
neuen Formen beginnt. Im südlichen Seitenschiff der Johannis-
kirch e, einer fünfschiffigen spatgothischen Anlage mit flachen
Decken, die nur in den äusseren Seitenschiffen durch Gewölbe
verdrängt sind, haben die mit der Jahrzahl 1517 bezeichneten
Kämpfer der Gewölbe lebendig behandelte Putti, die sich necken,
sich balgen und sonstige Kurzweil treiben. Es ist die fröhlichste
Renaissancelust, voll Frische lund Anmuth, ganz ein Hans Holbein
in Stein, unter den damalig-en deutschen Bildhauerwerken wohl
ein Unicurn.
Dann folgen erst in der Spätzeit der Epoche mehrere be-
malte Facaden, unter welchen das Haus zum Ritter das best-
erhaltene Prachtstück der ganzen Gattung. Durch Tobias Stinmzev-
1570 mit Gemälden bedeckt, die bis auf unsere Tage durch
sorgfältige Restauration sich wohl erhalten haben, prangt die
Facade noch jetzt in dem ursprünglichen Farbenschmuck. Es ist
ein ansehnliches Bürgerhaus von beträchtlicher Breite, der Giebel
mit der charakteristischen Schweizer Holzconstruction weit vor-
tretend und die Flachen wirksam abschliessend. Das Erdgeschoss
öffnet sich mit vier grossen rundbogigen Arkaden auf breiten
lllauerpfeilern, von denen die eine als Hausthür auf den inneren
Flur mündet. An der linken Seite ist im ersten Stock ein noch
wesentlich gothisch behandelter Erker polygon auf einem Rippen-
gewölbe ausgebaut. Die Fenster sind auch hier mit der damals
üblichen naiven Unregelmassigkeit an der Facade ausg-etheilt, in
keinem der beiden Geschosse einander entsprechend. Der Malerei
war wieder die Aufgabe zugefallen, diesen Mangel an Symmetrie
zu verdecken, und sie hat dies mit glänzendem Erfolge gethan.
Unter der ersten Fensterreihe zieht sich ein Fries von gemalten
Ornamenten in derben Barockformen hin. Ueber den Fenstern
hat die Decoration sich mit Laubgevxrinden, welche von Genien
Vgl.
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