Kap.
Die deutsche Schweiz.
am Rhein.
Stein
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bezeichnet. Die oberen Fensterbogen sind in ihrer tiefen Lai-
bung mit Arabesken und phantastischen Thieren bemalt, welche
in viel steiferer Zeichnung auf die Hand eines Gehülfen deuten.
Auch die Einzelgestalten in den Fensternischen gehören über-
wiegend dem klassischen Alterthum an, so Lncretia, Hercules in
Ritterrüstung, Curtius in kühner Verkürzung zu Pferde. Sodann
andere weltliche Darstellungen: eine Dame mit einem Falken,
eine andere mit einem Kaiserportrait, wieder eine andere mit
einem Becher, sämmtlich prachtvolle Kostümbilder. Ein Narr
mit einer Geigenspielerin buhlend, gegenüber der Tod eine
Lautenschlagerin fassend, zwei der besten Bilder. Endlich eine
Juditli, sodann im Erker ausschliesslich Christliches: die Madonna
mit dem Kinde, St. Sebastian und Christophorus, St. Georg zu
Pferde und ihm gegenüber St. Michael mit dem Teufel um eine
Seele kämpfend. Der ganze Cyelus gehört zu den umfangreichsten
deutschen Wandgemälden der Zeit, und es wäre von Werth, zu
ßämitteln, von welchem Meister die Bilder herrühren. Einen
Flllgerzeig hat der Künstler gegeben, denn über der Hauptthür
hflltßn zwei auf blauem Grunde grau in grau entworfene Putti
91116 grosse gemalte Sehiefertafel, auf welcher man in schönen
römischen Majuskeln das Monogramm w liest. Dieses mir
unverdächtig scheinende Zeichen bietet vielleicht weiteren Nach-
forschungen einen Anhalt.
Unter den gemalten Facaden zeigt der Weisse Adler die
lntflrcssanteste. Trotz einer plumpen Erneuerung vom Jahre 1780
Weist der Charakter der architektonischen Einfassungen sowie
dm gesammte Eintheilung; auf die erste Hälfte des 16. Jahrhun-
derts (Fig. 67). Der erste Stock ist fast ganz mit Fenstern durch-
brochen, doch blieb in den Ecken noch Raum für einzelne Figuren.
Rechts "sieht man einen Kriegsknecht mit einem Mädchen, links
eine Paniskc, welche ein Kind hält. Die beiden oberen Geschosse
gaben dem Maler Gelegenheit, durch seine Ausschmiickung die
Unregelmäßigkeiten der Einthcilung zu verdecken. Die Fenster
Smd mit gemalten Säulen und Pilastern eingefasst, neben 11111611
{Wei grosse perspectivisch gemalte Bogenhallen, mit goldenen
Iwsetten auf dunkelblauem Grund, eingefasst von Pilastern mit
Vvßlssen Ornamenten auf rothem Grund. Die Farbenwirkung ist
Sehr gut, das Figürliche, Scenen aus der römischen Geschichte
und Sage, sehr gering und roh, zum Theil wohl auch in Folge
der Erneuerung. Von den Einzelbildern hebe ich die Darstellung
der Angeklagten hervor, ivelche die Hand in den Rachen des Löwen