Volltext: Geschichte der deutschen Renaissance (Bd. 5)

Kap- 
Schweiz. 
deutsche 
Die 
Luzern. 
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das jetzige Regierungsgebäude, ursprünglich wohl für einen 
reichen Privatmann aufgeführt; Die Facade hat ein mächtiges 
Erdgeschoss in schön durchgeführter Rustiea, darüber zwei obere 
einfacher behandelte Stockwerke, das Ganze von ernster und 
stattlicher Wirkung im Charakter tlorentinischer Paläste.  Noch 
entschiedener geht das Innere auf florentinische Anlagen zurück. 
Die Mitte nimmt nämlich ein quadratischer Hof ein, ursprünglich 
offen, neuerdings mit Glas bedeckt; in drei Geschossen mit Säulen- 
hallen umgeben, die Treppe ebenfalls nach florentiner Vorbildern 
111 einer Ecke des Hofes mit gerade ansteigenden Laufen ange- 
bracht, mit steigenden Tonnengewvölben und auf den Podesten 
mit Kreuzgewölben bedeckt. Sämmtliche Thüren, auch die Por- 
tale der Treppe, haben zierliche Einrahmungen von dekorirten 
Pilastern und reichen Gesimsen: alles, auch die durchbroehenen 
Balustraden der Treppe, im Gepräge florentinischer Frührenais- 
Sance. Diese starken Einwirkungen Italiens lassen sich durch 
die zahlreichen Einwanderungen italienischer Familien in Luzern 
erklären. 
Etwas von dieser Behandlungsweise klingt bei dem 1603 er- 
bauten Rathhaus daselbst nach, doch ist den heimischen Sitten und 
Ueberlieferungen stärker Rechnung getragen. Das Gebäude, an dem 
schroff abfallenden Ufer der Reuss errichtet, hat von dieser Lage 
den Vortheil gezogen, dass gegen den Fluss ein Stockwerk 
unter dem Erdgeschoss der Vorderseite gewonnen wurde, welches 
eine gewölbte offene Pfeiler-halle für den Marktverkehr enthält. 
Auf einer Flucht breiter Treppenstufen steigt man VOII ÖQY 
Slrasse zu dieser Halle hinab (Fig. 66). Gegen den Platz ist der 
Bau nur einstöckig, im Erdgeschoss mit Bogenfenstern und statt- 
hellen Portalen, im oberen Stockwerk mit gekuppelten Fenstern 
unter gradem Sturz und Gesims ausgestattet. Diese Behandlung 
der Fenster und Portale, sowie die Buckelqnadern der Ecken 
gfibßll Wieder einen fast tlorentinischen Eindruck, wie denn auch 
111er eine auffallend reine Auffassung der Formen, weit entfernt 
W11 dem Barocco der übrigen deutschen Gebiete, erfreut. Von 
lllßht minder feinem künstlerischen Vcrständniss zeugt das zier- 
hehe Ürnament in den Friesen der Portale und Fenstereinfassun" 
geil) welche mit den kräftigen Hauptformen und ihren markigen 
Gllederungen glücklich contrastiren. Der nordischen Sitte ent- 
spricht sodann, dass die Treppe als Wendelstiege in einem vor- 
springenden Thnrm angebracht ist, der indess durch seine qua- 
flratische Grundform und künstlerische Behandlung sich dem 
Italienischen Charakter des Uebrigen glücklich anschliesst. Nach 
Schweizer Sitte endlich ist das abgewalmte Dach des Hauptbaues
	        
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