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Schweiz.
Die deutsche
Basel.
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den der Häuser monumentale Ausprägung gefunden. Die Sitte
der gemalten Facaden ist besonders für die Schweiz charakte-
ristisch. Daneben erhielt sich auf dem Lande der ebenso eigen-
thümlich nationale Holzstil. Steinerne Renaissancebauten dagegen
kommen erst spät vor und bleiben auch dann ziemlich vereinzelt.
Dafür erhält sich aber in der Schweiz bei dem echt deutschen
conscrvativen Sinn des Volkes die Renaissance in ihren besseren
Formen bis tief ins 17. Jahrhundert hinein, so dass wir hier über
die uns sonst gesteckte Zeitgrenze beträchtlich hinausgreifen
müssen. Den grössten Werth haben die Schweizerbauten Weniger
durch ihr Aeusseres als durch die Ausstattung des Innern, das
durch die reichen Holztäfelungen, Glasgemälde und gemalten
Oefen oft von unvergleichlicher künstlerischer Wirkung ist. Uebcr
diese Theile der Ausstattung haben wir oben bereits eingehender
gehandelt.
Basel.
Den Anfang machen wir mit Basel. Von hier scheint der
neue Stil sich zuerst über die benachbarten Gegenden verbreitet
zu haben. Das rege wissenschaftliche Leben der Stadt, deren
Universität, seit 1459 gegründet, bedeutende Gelehrte an sich
20g und allein schon durch die Anwesenheit des Erasmus weit-
hin wirkte, sodann die daraus hervorgehende umfassende lite-
Tarische und buchhändlerische Thätigkeit, welche im Sinne der
Zeit auch die bildende Kunst zur Illustration reichlich heranzog.
das Alles machte Basel im Anfang des 16. Jahrhunderts zum
Mittelpunkte wissenschaftlichen und künstlerischen Lebens in der
Schweiz. Während aber im Holzschnitt, der Glasmalerei und
selbst in den Fresken der Facaden die Renaissance rasch zur
Entfaltung kam, bleibt die Architektur noch längere Zeit der
Gothik treu. Das von 1508 bis 1521 errichtete Rathhaus ist
noch völlig gothisch; dagegen sind die Glasgemälde im Raths-
Saal, mit den Jahreszahlen 151-9 und 1520, in Renaissanceformen
Qomponirt. Die Zeichnungen für dieselben weisen zum Theil auf
Hans Holbein, Urs am und Niclas Manuel hin. 1) Auch. die
Wandgemälde, mit welchen Holbein damals den Saal schmückte,
Waren völlig im Charakter der italienischen Kunst. Im Vorderen
Rathszimmer sieht man eine Holztafelung von tüchtiger Arbeit,
1516 von Meister ßlathias Giger ausgeführt.
vgl.
Ueber diese Glasgemälde
Stuttgart- 1369. Seite 4-29 rf.
Lübke,
Studien.
kunsthistorische