Gesammtbild der deutschen Renaissance.
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dieser Studien. Dann folgen mehrere Kastellc, darunter das von
Florenz, bezeichet mit 1551; mehrere dieser Zeichnungen rühren
von Caspar Schwabe, nchurfürstlichem Baumeister in Heidenheim"
1592. Ueberhaupt tragen die Blätter das Gepräge und Oft 311011
das lllonogramm verschiedener Künstler. Eine Ansicht des römi-
schen Capitols von Michelangelo ist eine Kopie des 1569 von
Duperac gestochenen Blattes. Sodann allerlei Maschinen, nament-
lich Wasserräder und Pumpwerke, sowie die komplicirtesten geo-
metrischen Figuren, wie man sie damals liebte. Werthvollcr für
uns ist eine Anzahl reicher Facaden-Entwiirfe, mit allen Kunst-
mitteln der Zeit ausgestattet, darunter einer mit breiten dreithei-
ligen Fenstern, dem späteren Rathhaus in Zürich nicht unähnlich
fFig. 68); aber weit reicher in den Formen. Merkwürdig. sodann
1st eine prächtige Zeichnung des neuen Lusthauses in Stuttgart
(Vgl. Figg. 88-90) und zwar ein vortrefflich bis in die Einzel-
heiten der grossartigen Dachconstruction durchgeführter Quer-
Schnitt. Das Gebäude war eben vollendet worden und muss weit-
hin Aufsehen gemacht haben. Endlich sind noch mehrere reich
entwickelte Brunnen und das Geländer aus dem Rathhaussaal
Zu Rothenburg aufgenommen. Man sieht also, wie die dama-
ligen Architekten sich Mühe gaben, über die Wichtigsten gleich-
zeitig aufgeführten Bauten sich Kenntniss zu verschaffen. Dass
S18 gelegentlich dann das so Gesammelte in ihren eigenen Ar-
beiten benutzten, kann nicht Wunder nehmen. Wie weit solche
Ußbertragungen reichten, beweist ein Portal in Danzig, welches
Tlaßh Bergau's Versicherung eine genaue Wiederholung des Por-
tals vom Kanzleigebäude in Ueberlingen (Fig. 38) ist. Völlig-
italienisch gebildet zeigt sich im Ausgang der Epoche Joseph
Furttenbaclz 1) in seiner „Architectura civilis", wo die mitgetheilten
Entwürfe in Grundplänen und Aufrissen den italienischen Cha-
rakter verrathcn.
Dieses in knappen Zügen" entworfene Bild der deutschen
Renaissance enthält im Wesentlichen die Grundlinien, die durch
die Einzelbetraehtung der Denkmäler ihre Weitere Ergänzung und
Ausführung gewinnen werden. Sobald man sein Augenmerk auf
Qriginelle Einzelheiten, genial übertragene gothisßhß MOÜVE, kräf-
tlge und malerische kleinere, Anlagen richtet, sieht man bald,
t i) Jos. Furttenbach,
ee- Ulm 1628. fol.
architectura civilis, d. i.
Eigentliche Beschreibung