Schweinfurt. Bald dringt indess auch hier die antike Form-
bildung ein, und man giebt den Sälen und Zimmern geschnitzte
Kassettendecken, oft mit farbigen Intarsien geschmückt. Damit
verbindet sich eine nicht minder reiche Tafelung der Wände.
Ausführlicher haben wir über diese Decoration im dritten Kapitel
Seite 921i gesprochen, so dass es genügt, auf die dort gegebenen
Beispiele zu verweisen.
Bei dieser Art der Decken bleibt man indess nicht stehen.
Nach dem Vorgange Italiens kommt die Ausschmückung der
Decken bald in die Hände der Maler und Stuckatoren, und zwar
S0, dass zuweilen aussehliesslich die eine oder die andere, bis-
weilen auch beide Arten der Decoration verbunden zur Anwen-
dung gelangen. So sieht man in der Residenz zu München
Oelgemalde in die reich geschnitzten und vergoldeten Rahmen
der Felderdecke eingesetzt. Den Uebergang zu den Wänden mit
ihrer Teppichbekleidung bildet dann eine grosse Hohlkehle mit
Stuckreliefs, die zum Theil vergoldet sind. Anders ist die Be-
handlung auf der Trausnitz, wo in die fiachgeschnitzteu Felder
der Decke ebenfalls Gemälde eingesetzt sind, die ganze Decora-
tion der Wände aber gleichfalls aus Gemälden auf Leinwand
besteht. Die Pilaster, Friese und Fensterwände haben durch
heitere Ornamente auf weissem oder leuchtend rothem Grunde
eine Decoration im Sinne antiker Wandmalereien erhalten (Kap. XI).
111 anderen Fällen wird hauptsächlich eine plastische Behandlung
durch Stuckornamente beliebt; in der Regel sind dieselben WeiSS
gehalten, so dass an die Stelle der Polychromie die Einfarbig-
keit zu treten beginnt. Bisweilen begnügt man sich, diese Stucka-
turen in geometrischen Linien nach Art geschnitzten Kassettenwerks
auszuführen. Mehrere Beispiele aus dem Rathhaus zu Lohr in
Kap- X. Üeberwiegend geht aber die Neigung auf reicheren
Schmuck, derbere Formen und figürliche Compositionen. Wie-
diese bisweilen in trefflicher Weise mit farbigen Fresken in Ver-
bindung treten, sieht man in der Residenz zu München. Ein
Beispiel daraus in Figur 4.5. Aber bisweilen ist die pläßüsßhe
Behandlung eine ausschliessende, sei es, dass man sie durch
Bemalung unterstützt oder farblos lasst. Mehrere überaus reißhe
Beispiele sieht man in Privathausern zu Rothenburg, Illßllll 011116
starke Ueberladung mit den Formen des beginnenden Barocco.
Dies sind die wesentlichsten Gebäudegattungen, in denen
sich die Kunst der Renaissance in Deutschland ausgesprochen
hat. In einzelnen Fällen kommen freilich auch andere Monu-
mente zur Ausführung, die indess in der Behandlungsweise die
bereits geschilderten Zuge in ziemlicher Uebereinstimmung an
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