204
III.
Buch.
Renaissance in Deutschland.
Allgemeiner Theil.
der deutschen Architektur sind. Das charaktervollste Beispie
dieses späteren deutschen Schlossbaues ist wohl das Schloss Zl
Aschaffenburg (Fig. 110).
Neben dem Schlossbau steht in zweiter Linie das bürger
liche Wohnhaus. Dasselbe bleibt in noch höherem Grade der
mittelalterlichen Tradition im Aufbau und Grundriss treu. Dir
Facade ist wie in der gothischen Zeit schmal und hoch auf-
strebend, zuerst noch einfach, blos durch die gruppirten Fenster
belebt, bald aber mit reicher Anwendung antiker Pilaster und
Säulenstellungen decorirt. Ueber die Behandlung der Fenster,
Portale und der hohen Giebel haben wir das Nähere schon er-
örtert. Der Grundriss des Hauses ist schmal und in die Tiefe
gestreckt, ganz nach Art des Mittelalters. Ein Hof verbindet in
der Regel das Vorderhaus mit den Hintergebätuden, welche meist
nur auf einer Seite, seltener auf beiden mit einander zusammen-
hängen. Hölzernc Galerien vermitteln die Verbindung und geben
jene malerischen Durchblieke, an Welchen noch jetzt die deutschen
Städte reich sind. Bisweilen treten steinerne Arkaden an die
Stelle des Holzbaues, zuerst noch in spätgothischem Stil, wie
z. B. am Bayrischen Hof und dem Krafffschen Hause zu N ürn-
berg, WO besonders die Brüstungen der Galerien spätgothigghgb
Maasswerk zeigen. Erst gegen Ende der Epoche kommt es bis-
weilen zu solehen prächtigen Renaissancehallen, wie das Peller-
haus zu Nürnberg sie zeigt (Kap. X). Ein freierer Hallenbau
in dem Thon-Dittmefschen Hause zu Regensburg. Der Stein-
bau findet dann bisweilen Nachahmung in Holz, so dass die
Säulen und Balustraden, die Friese und Gesiinse die kraftvollen
Formen der Steinarchitektur imitiren. So namentlich mehrere
Beispiele in Nürnberg: am Egidienplatz neben dem Pellerhause,
in der Tctzelgasse, in der Adlergasse Nr. 9, in der Tucher-
strasse 21 und andere. 1) Die durchbrochenen Balustraden haben
hier immer noch gothisches Maasswerk. Ein interessanter Hof
findet sich auch in Würzburg, Wohlfahrtsgasse 205. Die Treppen
sind stets als steinerne Wendelstiegen in den Ecken der Höfe
angebracht und mit Galerien in Verbindung gesetzt. Ein Hof
mit ausgebildeten Holzgalerien findet sich auch in Ulm in einem
grossen Hause der Hirschstrasse. In den meisten Fällen bleiben
diese deutschen Hofanlagen eng und schmal. An die freie statt-
liche Entwicklung italienischer Palasthöfe ist nicht zu denken.
Wo dieselbe nachgebildet werden soll, wie in dem Pellerhause
zu Nürnberg, wirkt doch die Enge des Grundplans immer hinder-
Ortwein,
schönes Beispiel in
Ein
Renaiss.
Nürnberg.
Heft