dies prägte sich dann naturgemäss in der Anlage de1' Gebäude
aus. Zunächst kam es nicht zu einer Trennung der untergeord-
neten Räume, Gelasse und Wohnungen für Diener und dergleichen,
von den für die Herrschaft bestimmten Theilen. Es fehlte 3180
die Anordnung von zwei gesonderten Höfen; vielmehr gmppiriell
die einzelnen Flügel des Schlosses um einen meist unregel-
massigen Hof. Dieserwurdc bisweilen, doch nicht immer, manch-
dmal erst nachträglich oder theilweise mit Arkaden umzogen.
Eins der vollstandig-sten Beispiele dieser Art bietet das alte
Schloss in Stuttgart (Fig. 87) und die Plassenburg. Diese
Arkaden dienten nicht blos zur Verbindung der innern Raume,
sondern in ihren oberen Geschossen namentlich auch als gedeckte
Schauplätze für die Herrschaften bei Gelegenheit der Ringel-
rennen und anderer Ergötzlichkciten, die man in den Schloss-
höfen abzuhalten pflegte. Im Schlosshof zu Dresden ist eine
besondere mehrstöckige Loggia zu' diesem Zweck über dem
Piaupteingang-e angeordnet. Im Innern des Schlosses bildet noch,
ganz in mittelalterlicher Weise der _grosse Rittersaal, bisweilen
Wie in Stuttgart und der Trausnitz unter dem Namen „'l'ü1'nitZi'
Norkommcnd, den Kernpunkt der Anlage. Die deutsche Vorliebe
für's Bankettiren liess diese gifossen Sale, die gewöhnlich einen
ganzen Flügel einnehmen, als wichtigsten Thcil der Anlage er-
scheinen. der Näihe,_gles_gsaalesivwird dieiliapelle angeordnet,
die in der Regel "nach Anlage, Constructionmhuiifl "Formbildung
jloch gotlriseh erscheint. Die llllßlllpßn sind noch durchgängig
Wendelstiegen und bilden in Construction und Ausstattung den
Stolz der alten Werkmeister. Man legt sie in den Ecken des
Schlosshofes in vorspringenden runden oder poljigonen Thürmen
R11, welche oft, wie die vier im Schlosshof zu Dresden, mit
decorirten Pilastern, reichen Friesen und andern Ornamenten
prächtig geschmückt werden. Solche Prachtstücke wie die be-
rühmten iTreppeir in Chambord und Blois vermagg; Deutschland
nicht aufzuweisen; alles ist hier massiger in Verhältnissen und
Ausstattung; doch fehlt es nicht an sehmuckreichen Treppen,
wie die beiden im Schloss zu Mergentheim (Kap. X) und die
im Schloss zu G-öppingen, deren ganze Unterseite mit SeulPtuYen
bedeckt ist.
Gegen Ausgang der Epoche streift der Sehlossball manche
seiner mittelalterlichen Eigenheiten ab, ohnfäisieh indess dem
französischen mehr zu nähern. lfgiumentlich die runden Eckthürme
Werden beseitigt, die Pavillons mit den hohen Dächern aber
nicht aufgenommen, dagegen liebt man es, an den Ecken oder
in der Mitte jene hohen Giebel anzubringen, welche der Stolz