Kap
Gesammtbild der
Renaissance.
deutschen
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(Kap. XI) und, noch einfacher mit wenigen Farbentönen, an der
Maxburg daselbst (Kap. X1); oder mit Sgraffiten, oder endlich
mit einer Behandlung des Putzes, der mit glatten Ornamenten
auf rauhem Spritzbewurf einfach und gut zu wirken weiss. Man-
ches der Art sieht man noch in Ulm, Sgraffitoreste finden sich
namentlich noch ziemlich zahlreich in Schlesien. 1) So besßlldßrß
in der Burg Tschocha bei Mark Lissa in der Lausitz. Burg,
Reithahn und Schaferhaus haben Diamantquadern, fast alle alten
Gebäude des Wirthschaftshofes, besonders das Thor Diamant-
(luadern und kräftige Ornamente, namentlich Torus mit Medaillen-
Dßrtraits. Die Scheune links vom Eingang über einem hübsch
Variirtcn Torus Jagdscenen von frischer Oomposition und auf-
fallender Kühnheit der Zeichnung in fast lebensgrossen Figuren,
1n einer Lange von circa 100 Fuss an drei Scheunen entlang.
Am Giebel der dritten Scheune Erntefestscenen, hurnoristisch mit
Thiergestalten vermischt. Entstehungszeit Wahrscheinlich Anfang
des 17. Jahrhunderts, am Hofthor früher die Jahrzahl 1611. An-
deYß Sgraffitds in Schlesien an der Burg Greifenstein, der
Bolkoburg bei Bolkenhain, ehemals zahlreich in Liegnitz,
_Z- B. ein Haus von 1613, selbst in Dörfern: meist Quadrungen
und architektonisches Ornament. Spuren noch jetzt am Schloss
111 Warta, besonders reich in der Stadt Löwenberg, ferner in
der Oberlausitz: tapetenartige Dekorationen der Aussenwande am
Piastenschloss zu Brieg. Anderes in Böhmen, in Prag PäüßSf
Schwarzenberg 1550 mit Diamantquadern. Farbige Fresken in
der Schlosskapelle zu Tschocha, in der Bolkoburg, in der
Klosterkirche des Oybin bei Zittau. Zusammenhang mit Kra-
kau, WO ebenfalls noch Sgraftiti. Dies ganze Genre ist der
französischen Renaissance so gut wie fremd. Die plastisch-archi-
tektonische Behandlung der Facade überwiegt dort die malerische
wie schon im Mittelalter, und der Reichthum des Landes an
guten Bausteinen begünstigt diese Richtung.
Wir haben uns nunmehr zur Betrachtung der Grundrisse
Zll Wenden, und beginnen hier mit der Anlage der Schlösser;
Während der italienische Palastbau der Renaissance sich von
aller mittelalterlichen Tradition zu lösen sucht und zu regel-
mässigen klar gegliederten Anlagen durchdringt, ist in Frank-
Yßich und Deutschland die feudale Gewohnheit noch lange über-
wiegend undgiebt dem Schlossbau auch ferner das malerische
Die nachfolgenden Notizen sind einem Aufsatze von M. Lohdc,
Zeitschr. f. Bauw. 1867. I u. II, entlehnt; Abbild. auf Tafel 19. Vgl. auch
den Aufs. von 131-. Sammter im D. Kunstbl. IV. 1853. s. 230.