Kap"
Gesammtbild
der
Renaissance.
deutschen
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Renaissance sich in Deutschland einbürgerte, blieb man im Norden
noch lange Zeit der Gothik treu, so dass dort von einem Ueber-
gällgsstil kaum die Rede ist. Später hatte die schulmassige Ver-
Wentlung der antiken Formen, die hauptsächlich vom Quaderbau
ausgegangen war, sich überall so verbreitet, dass man in jenen
Gegenden, wo dies Material von der Natur versagt war, fast
ungemein auf die Nachbildung desselben in Stuck verfiel; w"
man nicht in einzelnen Fällen zu dem LuxllS sich verstieg, sich
Steine von fernhei- kommen zu lassen, wie es wohl in den reichen
Hallsestädten, in Bremen, Lübeck und Danzig geschah. Nur in
91116111 kleinen Gebiete des deutschen Nordens, in Mecklenburg
und den angrenzenden Gegenden blieb man der heimischen Bau-
Weiße treu und errichtete eine Anzahl prächtiger Gebäude, bei
Welchen man die Flächen zwar mit Putz verkleidete, aber die
Pßrtale und Fenster mit ihren Einfassungen, die Gesimse und
Frißße und die übrigen ornamentalen Theile in gebrannten Steinen
flusführte. Das Hauptwerk dieser Architektur ist der Fürstenhof
In Wismar. Unsere Abbildung (Fig. 49) giebt ein Beispiel von
51er reichen Wirkung dieses Stils. Sein Hauptverdienst besteht
lreilich in der Flächendeeoration, und die Bekleidung der Pilaster,
de? Fensterpfeiler und Bögen mit feinem Laubwerk ist von
hohem Reiz. Auch die zahlreich in Friesen angewandten Portrait-
llletlaillons zeichnen sich durch Feinheit und Schärfe aus. Dagßtaißn
hat Sich freilich der ganze barocke Geschmack der Zeit in den
Karyatiden und Atlanten, welche als Hermen die Fenster und
Portale einfassen, nicht verleugnet, und die architektonische
COIIIposition, besonders die Verbindung der Fenstergiebel mit
dem übrigen Theil der Umrahmung leidet an auffallenden Här-
ien- AGhIIllGDGT Alt war vor seiner Erneuerung das Schloss zu
Schwerin. Andere Beispiele die Schlösser von Gadebusch
und von Dargun.
In den grossen Handelsstädten Norddeutschlands wurde die
Renaissance mit Eifer aufgenommen. und für öffentliche W16
Privatzweclae reichlich verwendet. Wo man zu diesem ZWßCk
(He Kosten nicht scheute, von fernher Steine zu beziehen in
Danzig liess man gelegentlich ganze Marmorfaeaden von Venedig
kommen da schloss man sich auch in den Formen dem ander-
wäYtS Ueblichen an. In vielen Fällen aber zog man es vor,
lfßsonrlers die öffentlichen Bauten in gemischter Weise aufzu-
führen, so dass die Flächen aus unverputztem Backstein be-
stehen, die constructiven Glieder aber, die Einfassungen der
Fenster und 'l'hüren, die Gesimse, Pilaster und Verwandtes in
Haustein gebildet werden. Die Heimath dieses Stils ist in den