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III. B1
Renaissance in Deutschland.
Allgemeiner
Theil.
nnsymmctrischer Anlage vor, wie am Lcibnitzhaus zu Hannover,
oder er erhält an einem zweiten sein symmetrisches Gegenüber,
wie am Hause zum Ritter in Heidelberg. Er ist ebenfalls ein
Erbstück des Mittelalters und ruht bisweilen auf einem gothischen
Rippengewölbe, wie an" einem Privathause der Hainstrasse in
Leipzig. Er ist dort im oberen Geschoss mit einer durch-
brochenen Balustrade als offener Balcon abgeschlossen, der in-
dess ein auf Säulen ruhendes Schutzdach hat. Aehnliche An-
ordnung', aber ohne das Schutzdach zeigt der schöne Erker zu
Colmar (Fg. 46). Derselbe ist jedoch insofern dem neuen Stile
näher-gebracht, als er mit einer Anzahl übereinander vorkragen-
der antiker Glieder auf einer ionischen Säule ruht. Aehnlich
der prächtige Erker am Schloss zu Torgau, dessen Säule jedoch
den geschweiften Schaft der Frührenaissance"bewahrt (Fig. 29).
Einen sehr stattlichen breit entwickelten Erker hat das Maxi-
milians-Museum zu Augsburg, doch ist hier die Säule bei der
Breite der Anlage fortgelassen und der g-anze Erker ausgekragt
worden (Fig. 101). Wo dagegen ein Gebäude eine frei heraus-
tretende Ecke bietet, da wird diese zur Anlage des Erkers aus-
crsehen. Bisweilen wird der Erker dann in rechtwinkliger Form,
aber in Uebereckstellung vorgelegt, wie an dem Hause zu Col-
mar (Fig. 70). Oder man entwickelt den Erker kreisförmig, wie
das Fürstenhaus zu Leipzig deren zwei in stattlicher Aushil-
dung zeigt. Am häufigsten kommt indess die polygone Form
vor, wie am Rathhaus zu Gernsbach (Fig. 7b) und an dem zu
Rothenburg (Kap. Die Auskragjung- wird dann stets durch
mehr oder minder reiche antike Gesimse gegliedert. Die Fenster
mit ihren belebten Gewänden und ihren durchbrochenen oder
plastisch (lecorirten Balustraden, bisweilen auch der Schmuck
von Pilasterordnungen oder von figiirlichem Beiwerk, wie an dem
schönen Erker des 'l'ucherha.uses zu Nürnberg; (Fig. 48), das
Alles giebt diesen Erkern als Glanzstücken der Facade eine er-
höhte Bedeutung.
Ehe wir die Anordnung der Grundrisse näher ins Auge fassen,
bleibt uns noch ein Blick zu werfen über verschiedene Richtungen
der deutschen Renaissance, welche auf die Verwendung des
Quaderbaues ganz oder theilweise verzichten. Dies ist zunächst
der Bau in dnrchgefiihrtem Backstein. In der norddeutschen
Niederung war derselbe bekanntlich weit verbreitet und hat bis
zum Ausgange der gothischen Epoche eine grosse Anzahl bedeu-
tender Werke hervorgebracht. Dort ist auch während der Re-
PalSsmlßs-Iepoche sein Sitz. Aber er wird bei Weitem nicht mehr
m der Ausdehnung gepiiegt wie im hiittelalter. Als die italienische