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III.
Buch.
Renaissance in Deutschland.
Allgemeiner
Theil.
l" ebendahei- gehört in diese Kategorie. Wie
unpig diese Ornamentik gelegentlich auch
ß X bei kleineren Praehtstüeken vom Holz-
sehiiitzer verwendet wurde, zeigt die Säule
von einem Altar der Kirche zu Ucber-
lingen (Fig. Endlich gehören derselben
Auffassung die Ornamente an der Einfassung
f, und der Säule des grossen Brunnens in
iYiiiif'illli' - "i; Rothenburg (Fig. 35).
' DißSß Ofnämßlltik ist die Stärke und
dle Schwache der deutschen Renaissance.
Es spricht sich einerseits "in ihr eine Fiille
von Phantasie, Originalitat, eine gewisse
ZgFd-Hlllizixlll-Qlläßrgä Kraft und kecke _Derbheit aus. Aber sie
M] zeigt auch, wie_tief der Hang zu geome-
trischen Formspielen und Künsteleien im
deutschen Geiste steckt, und wie dieser Trieb
die im Laufe der geschichtlichen Entwicklung
immer von Neuem durchdringt. Derselbe
Zug hatte in der gothischen Zeit Zulgfzt
iglles in Maasswerkspäele äifgelöst; derselbe
'inn ringt jetzt in er enaissanee unter
veränderten Formen und Verhältnissen Ana-
loges hervor. Damals war es die Tyrannei
des Steinmetzen, der sich Alles unterwarf;
yetztist es die Herrschaft des Metallstiles,
speciell der Schmiede: und Sehlosserarbeit,
ijrfl- II die in den Steinstil hinuber wirkt. Stets aber
bleibt es einmehr handwerkliches als künst-
"äiifirfiihiä lerisches PYIIICIIKIÄÖEIS darin zur Erscheinung
kommt, ein Beweis, dass der höchste künst-
ß ärische Adel bei uns durch eine gewisse
lila: ßibhßlädßs oder liebe
wg duich spiessbuigcrliehe Pedanterie verküm-
lii, inert wird. _Dies einmal zugegeben und
man darf sich dergleichen nicht verliehlen
i- wird man immerhin an der originellen
lxraftuulndqhrische der Coneeptioncn, an
täitkimsiiiiiliiiäißnfifäffetwllkung
Doch nicht ganz verdrängt dieser Me-
lif tallstil das freiere Ornament. Besonders in
F der Stuckdecoration und den gemalten Ver-
ig. 44. Saule an einem Altm-
zu Ueberlingen.