172
Buch.
III.
Renaissance in
Deutschland.
Allgemeiner
zeil.
Console bezeichnet den Schlussstein des Bogens, Ornamente vege-
tabilischer oder figürlicher Art schmücken die Zwickel und die
Flächen der Archivolte sowie des Frieses. Für die obere Be-
kfönung begnügt man sich zuerst mit einem Giebel; später jedoch
wird der Giebel oft in barocker Weise durchbrochen, wie an dem
oben erwähnten 1301131 ZU Ußberlingen, oder besonders wo ein
Fenstersystem mit dem Portal verbunden werden soll ein
attikenartiger Aufsatz mit Pilastern und Seitenvoluten und nicht
selten mit reicher Bekrönung, wie an jenem Portal zu Rothen-
burg (Fig. 39), wird hinzugefügt. Mit dieser Form des Portals
kommt man bei bürgerlichen Wohnhäusern wie bei fürstlichen
Schlössern, bei Rathhäusern wie bei Kirchen und Kapellen aus.
Es ist eine Ausnahme, wenn dem Hauptportal ein kleineres für
Fussgänger beigegeben wird, vielleicht ein Einfluss des französi-
schen Schlossbaues. Doch findet sich solche Anordnung im alten
Schloss zu Stuttgart und am Schloss zu Tübingen, in reichster
Weise durchgeführt am Piastenschloss zu Brieg, von dem wir
unter Figur 40 eine Abbildung beifügenf) die den vollen Ein-
druck einer reichen Composition der Frührenaissancc gewährt.
Wie im Ausgang der Epoche auch der Portalbau Strenger und
einfacher wird, und man die reiche plastische Wirkung zu Gunsten
eines höheren architektonischen Ernstes verabschiedet, beweist
das im X1 Kapitel abgebildete Portal der Residenz in München.
Die Behandlung der Fenster hat 11121110118 Verwandtschaft
mit der an den Portalen, zeigt aber noch grössere Mannigfaltig-
keit in Vermischung der mittelalterlichen Formen mit denen des
neuen Stils. Abgesehen von den noch ganz gothischen Spitz-
bogenfenstern an kirchlichen Gebäuden, wie in der Kapelle zu
Liebenstein (Fig. 97) und der Kirche zu Freudenstadt, sowie
der gebrochenen Bögen, wie sie z. B. der Erker des Schlosses
zu Torgau (Fig. 29) zeigt, kommen Rundbogen, Flachbogen und
grader Sturz g-leichmässig vor. Auch hier sind zuerst die mittel-
alterlichen Profile beliebt: Auskehlung und Abfasung-, nach unten
wie bei den Portalen durch kleine Voluten oder einfache Ab-
schrägung geendigt. So an den Giebeln zu Heilbronn (Fig. 96)
und zu Nürnberg (F ig. 47), und ebenso, nur mit stärkerer Aus-
prägung gothischer Form, am Tucherhaus zu Nürnberg (Fig. 48).
Antikisirende Einfassung mit Architravprofilen zeigt dann das
Piastenschloss zu Brieg (Fig. 40), wo eine Umrahmung von Pi-
lastern mit Gebälk und Gesims hinzugefügt ist. In den meisten
leh verdanke diese Abb., so wie mehrere weiter unten
Aufnahmen dem Herrn Architekten F. Wolff in Berlin.
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