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III.
Buch.
Renaissance
Deutschland.
Allgemeiner
Theil.
zu beginnen. Was zunächst den Säulenbau betrifft, so giebt
es keine gi-össere Anzahl von Varietäten, als die deutsche Re-
naissance sie bietet. Namentlich in den Gemälden, Zeichnungen
und Holzsehnitten aus den ersten drei Decennien des Jahrhun-
derts wimmelt es von einer fast unabsehbaren Mannigfaltigkeit
der Formen. Indess ist dies Alles so voll Willkür, dass es sich
einer systematischen Analyse entzieht. Nur soviel ist gewiss,
dass die Meister alle diese oft gar wunderlich angethanen Formen
für wirkliche Renaissance hielten. Manches aus diesen seltsamen
Formspielen drang freilich in die monumentale Architektur ein;
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so namentlich jene piianzenhafte Behandlung der Säule, welche
dem Schaft in seinem unteren Theile eine Ausbauchung giebt
und dieselbe mit gezacktem Blattwerk umkleidet, die Basis ebenso
willkürlich aus knollig geschwellten Gliedern zusammensetzt und
auch das Kapital in einer Mischung von mittelalterlichen und
unklar aufgefassten antiken Motiven behandelt. Das äussere
Portal des Georgbaues am Sehlosse zu Dresden (1530) ist ein
bezeichnendes Beispiel. Nicht minder der in Figur 29 beigefügte
Erker vom Schloss Hartenfels zu Torgau, eines der reichsten
Werke unserer Frührenaissance. Von diesen unklar spielenden