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Deutschland.
Renaissance in
A. Allgemeiner Theil.
bau im weitesten Umfange verharrt bei dieser Richtung, und
selbst im 17. Jahrhundert lassen sich noch gothisehe Einzelheiten,
namentlich Portale, nachweisen. i)
Später als selbst in Frankreich tritt in Deutschland die mo-
numentale Renaissance aufI Nicht als 0b man mit dem neuen
Stil überhaupt solange unbekannt geblieben wäre. Die Verbin-
dungen Süddeutschlands mit Italien waren viel inniger als die
Frankreichs. Nicht blos ein reger Handelsverkehr wurde von
Augsburg, Nürnberg und anderen Städten mit Oberitalien unter-
halten, auch die wissenschaftliche Verbindung der humanistischen
Kreise mit Italien war eine überaus lebendige. So kommt es
denn, dass wir in Zeichnungen und Stichen, Gemälden und Bild-
werken ungefähr seit 1500 die Renaissance in Deutschland immer
mehr Eingang finden sehen. Aber auf die Gestaltung der bau-
lichen Unternehmungen hatten diese Studien zunächst noch keinen
Einfluss. Während in Frankreich mit dem Beginn des 16. Jahr-
hunderts durch die Vorliebe des Hofes die Renaissance aus Ita-
lien eingeführt wird und alsbald in prächtigen Bauten zur Herr-
schaft gelangt, verhindern in Deutschland, wie wir gesehen haben,
die Unruhen der Zeit, die Kämpfe um die Durchführung der Re-
formation fast bis gegen die Mitte des Jahrhunderts eine Neu-
gestaltung der Architektur. Die frühesten Renaissancebauten in
Deutschland sind merkwürdiger Weise kirchliche, in welchen frei-
lich die Gothik noch mit dem neuen Stile um die Herrschaft
ringt. So die Neupfarre in Regensburg vom Jahre 1519 mit
rundbogigen Maasswerkfenstern, die von Rahmenpilastern einge-
fasst werden; so die prachtvollen Fenster im Domkreuzgange
daselbst; so der stattliche Thurm der Kilianskirche in Heil-
bronn, 1510-1529 erbaut. Dann folgen die ersten Profan-
bauten: seit 1520 die älteren Theile der Residenz in Freising,
namentlich der Hof mit der marmornen Säulenhalle in sehr eon-
fuser Renaissance; ferner die ältesten Theile des königlichen
Schlosses zu Dresden seit 1530, das 'l'ueherhaus in der Hirschel-
gasse zu Nürnberg von 1533, der schöne Gartensaal im Hirsch-
vogelhaus derselben Gasse von 1534. Diese Bauten mögen zum
Theil nicht ohne direkten Einfluss fremder Künstler entstanden sein;
wenigstens scheint bei dem letzgenannten Saale die Mitwirkung
von Italienern oder doch von Künstlern, die in Italien gebildet
waren, stattgefunden zu haben. Mit Sicherheit lässt sich die
Beispiele in meiner Gesch. der Archit. IV Aufl. S. 583.
spatgoth. Bauten überhaupt verg]. Kugler, Gesch. d. Bauk. Bd.
Ueber die
III passim.