Volltext: Geschichte der deutschen Renaissance (Bd. 5)

Kap- 
Die Theoretiker. 
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schönsten Glieder zu einem Ganzen meint zusammenstoppeln zu 
können. Der zweite Theil dieses Buches handelt von der Sculptur, 
Wobei er in ähnlicher Weise verfährtw Kurios ist die Forderung 
(XVlllb), dass der Bildhauer "kein karger Filz sein solle", son- 
dern „ziemlich liberal und freigebig wie Donatello, der namhaf- 
iige Künstler, gewesen sei, der stets einen offenen Kasten mit 
Geld bei sich stehen hatte." Bei seinen Vorschlägen, „Wie die 
Bilder Casaris, Herkulis, Scipionis etc. zu machen seien," will 
ich nicht weiter verweilen, nur dass er auf strenge Naturwahr- 
heit dringt und die Forderung stellt, der tleissige Sculptor solle 
kein Schmeichler sein „oder Fuchsschwanz verkaufen", ein Bild 
schöner zu machen als es in Wirklichkeit sei (XIXa). Vor Allem 
soll auch der Bildhauer Mathematik verstehen, denn „wer ohne 
Verstand der mathematischen Kunst seine Kasten und Truhen 
voll habe von allerlei Kunst, von Gybs, Pley, gestochenem Ding, 
Possirungen, Visirungen u. dgl. und sich dessen in seinen Wer- 
ken bediene, den erachte er nicht für einen rechten Künstler, 
sondern vergleiche ihn einem ungelehrten Dorfprädikanten, der 
aus viel Postillen und Evangelienbüchleinx hie und da ein Stück 
ausklaube" (XX a). An diese Abtheilung schliesst sich „der ganzen 
Physiognomia kurzer Auszug". Alle Glieder des menschlichen 
Körpers, Augen, Nase, Mund, Wangen, Kinn, Ohren, Hals, Ge- 
nick etc. seien bei den verschiedenen Charakteren anders gebil- 
det. Folgen weitläuüge Uebersetzungen aus Virgil und anderen 
Dichtern. Weiter kramt er aus, was er von italienischen Bild- 
hauern weiss. Ausser einigen Oberitalienern, worunter Tullio 
und sein Sohn Antonio (Lombardo) und Cristoforo Gobbo, der 
aber den Fehler habe, dass er alle Glieder „in Herkuli Stärke" 
mache, ferner Caspar von Mailand, der den herrlichen Bau des 
Rathhauses zu Brixen ausgeführt habe, nennt er auch Benedetto 
da Majano und Michelangelo, Andrea Sansovino und Franceseo 
Rustici, dann als Erzgiesser Lorenzo Ghiberti ("Laurentius Cion") 
mit den "beiden kunstreiehen Porten _des Tempels Martis", wie 
61' Sagt (XLVIa). Vor Allen preist er aber Donatello, der sübCY 
die Maassen ein namhafter Bildhauer gewesen und mehr kunst- 
reiche Arbeit hinterlassen als alle die andern, in Holz, Metall, 
Stein und Marbel." Auch dessen Schüler Andrea Verocchio 
(„Averochius") rühmt er sehr (XLVIIa). Sodann geht er zum 
Lobe der Stadt Florenz über, welche die Mutter aller künstlichen 
Handwerke und guten Künste sei, und in Deutschland nur an 
Nürnberg ihres Gleichen habe.  
Im weiteren Verlaufe des 16. Jahrhunderts steigert sich die 
Lust und das Bcdürfniss nach theoretischen Schriften. Besonders
	        
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