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III.
Renaissance in Deutschland. A. Allgemeiner Theil.
Buch.
rinthische Saulenarkaden mit gradem Gebälk, oben theils einfache,
theils gekuppelte Fenster zwischen Pilastern, in der Mitte der
Facade ein hoher Giebelaufsatz mit grossen Seitenvoluten. Das
andere Beispiel hat Bogenhallen im Erdgeschoss und einen acht-
eckigen Kuppelthurm mit Laterne. Sehr originell ist, wie er
sich, abermals im Anschluss an Oesariano, den Thurm des An-
dronikus Cyrrhestes denkt (XLVIa). Es ist ein hoher acht-
eckiger Bau mit fünf sich verjüngenden Geschossen, oben durch
spitzes Pyramidendach bekrönt. Auf dem Vorsprung des Erd-
geschosses sind Gruppen ruhender Löwen" angebracht. Jedes
folgende Stockwerk ist mit Pilastern eingefasst und hat allerlei
figürlichen Schmuck. Am ersten sieht man eine Eng-elgestalt mit
Schwert und Schild; am zweiten, wo Delphine und Drachen auf
den Ecken lagern, ist im Mittelfelde das Gerippe des Todes und
ein nacktes Weib mit dem Zifferblatt einer Uhr dargestellt, auf
welches der Tod zu schlagen ausholt. Im folgenden Felde sieht
man sogar eine Madonna mit dem Kinde, während auf den
Ecken posaunende Engel stehen- Im letzten Stockwerk endlich
sind mehrere Glocken aufgehängt, und auf der Spitze des Daches
liegt als Windfahne ein blasender Triton auf dem Rauche, Die
ganze Composition ist offenbar mit einiger Freiheit den italieni-
sehen Glockenthürmen nachgebildet. Noch kurioser ist die Vor-
stellung, welche wir (LXXXIIIa) vom Palast des ngrossmechtigen
Königs Mausoli" erhalten, dem „zu mehrer Zier von seiner Haus-
frawen der Königin Artemisia ein kostbarlich Grab zugericht wor-
den." Er legt dasselbe, wieder nach Cesariano, als Quadrat mit
Kreuzgewölben an, lässt es sich aber zu einem griechischen
Kreuz erweitern. Wie ein Centralbau der Renaissance baut es
sich mit Pilastern und giebelbekrönten Fenstern auf, mit kleinen
Kuppeln über den Kreuzarmen. Grosse Voluten schwingen sich
zu dem hohen Mittelbau empor, auf dessen Plattform ein spreiz-
beiniger Krieger in voller römischer Rüstung mit Fahne und
Schild steht. Daneben dehnt sich die Stadt aus mit mittelalter-
lichen Thoren und zinnengekrönten Mauern, einem hübschen Re-
naissancebrunnen und dem königlichen Palast mit Thürmen und
Erkern, Bog-enfriesen und Zinnenkranz. Ueberall wieder die Vor-
liebe für Kuppelbauten in mannigfaltigster Weise. Der Tempel
der Venus ist ein Quadrat mit vier Nischen und einer flachen
Kuppel; der Tempel Merkurs ist dem Tempietto Bramante's nach-
gebildet,1) nur mit dorischen Halbsäulen statt der Säulen, und
i) Und zwar ist dies, wie wir oben sahen, eine Neuerung des deutschen
Autors. Cesariano hat sie nicht.