Volltext: Geschichte der deutschen Renaissance (Bd. 5)

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III. Buch. 
Renaissance in Deutschland. 
Allgemeiner Theil. 
mit farben zieren wolt, gantz und gar versudlen vnd verderben 
wurd." Ueberhaupt zeigt unser Autor ein warmes Herz für die 
Vaterländische Kunst, wie er denn wiederholt beklagtß) dass 
,nit allein dieser zeit treffliche künstner nit allein kein gebür- 
liche ehr erlangen, sondern etwa ihr täglich brot nit darbey haben 
mögen, das den Teutschen Fürsten kein geringe schandt." Auch 
bei diesem Anlass iliesst e1- wieder vom Preis Albrecht Dürefs 
über. Auch wo er von antiken Wandgemälden spricht, verfehlt 
er nicht zu bemerkenz?) „Solche alte gewonheit sollte auch billig 
von den Fürsten und Herren noch dieser zeit gehalten werden, 
fürnehmlichen in den schönen gewaltigen Palästen und Fürsten- 
höfen, darmit etwan irer grosser sieg tapfferheit und mannlich- 
keit anzuzeigen und fürzubilden der jugent, auch fürnemlichen 
irer nachkommen zu augenscheinlichem exempel und starker an- 
reitzung." 
Im Uebrigen ist die Auffassung unseres Autors durch die 
seiner italienischen Vorgänger beherrscht, und seine Schriften 
bezeichnen offenbar den Moment, wo die italienische Behandlung- 
der antiken Formen in Deutschland eindringt. Von Sympathie 
für die Kunst des Mittelalters ist wenig mehr zu spüren. Eine 
Ausnahme macht er nur mit dem Dom zu Mailand, von dem er 
sogar (nach Cesariano) Grundriss, Aufriss, Durchschnitt und De- 
tails in Abbildung mitthcilt. Auch weiss er, dass der Bau von 
Deutschen ausgeführt worden (XXVllb). Doch tadelt er an einer 
andern Stelle (XLVI a), dass dort „aus irrthunib von unverstan- 
denen baumeistern ein recht achtecketei- Thurn auif ein geiieit 
Gewelb verordnet worden sei." An der Certosa von Pavia rügt 
er (XCIXa) den Mangel von Proportion und Symmetrie. Alles 
dies freilich nach seinem Vorg-änger. Dagegen rühmt er selb- 
ständig die Wendeltreppe im Münster zu Strassburg (COLXVIa), 
und am Unterbau eines antiken Tempels lässt er (nach Cesariano) 
ruhig spitzbogige Oeffnungen erscheinen (CXV-a). Diese wenigen 
Ausnahmen lassen jedoch seine Begeisterung für die Antike und 
für die grossen italienischen Meister um so heller hervortreten. 
Was zunächst die architektonischen Details betrifft, so sind sie 
correct nach dem Muster der Italiener wiedergegeben. Bezeich- 
nend sind hier namentlich die korinthischen Kapitale, welche er 
in grosser Mannigfaltigkeit nach den freieren Formen der italie- 
nischen Renaissance (und zwar zum Theil schöner als Cesariano) 
darstellt. Auch eine Anzahl antikisirender Gefässe in sehr ele- 
Vitruvius 
1548. 
XCIV b. 
XIII b.
	        
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