Volltext: Geschichte der deutschen Renaissance (Bd. 5)

Kap 
Theoretiker. 
Die 
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ällte Dinge gefunden hätten, so sei damit nicht aufgehoben, dass 
nichts Anderes, das auch gut sei, möge gefunden werden." Es 
bedurfte in der That einer solchen Mahnung nicht, da die Nei- 
glfllg zu Veränderungen und Willkürlichkeiten im höchsten Maasse 
unter den damaligen deutschen Künstlern verbreitet war. 
Eigenthümlich genug sind die Entwürfe zu drei Gedächtniss- 
säulen, wobei es sich um eine gewonnene Schlacht, einen Sieg 
über aufständisehe Bauern und den Tod eines Trunkenboldes 
handelt. Hier zeigt sich überall, wie wenig der grosse Meister 
1m Stande ist, sich aus den Banden des Naturalismus zu befreien 
und zu reinen architektonischen Prinzipien durchzudringen. Am 
meisten Stil finden wir noch in dem ersten dieser Denkmale, 
Obwohl er die Säule hier aus einem aufgerichteten Geschützrohr 
bestehen lasst und auf die Ecken des Postaments Pulvertonnen 
und Geschützkugeln stellt. Das Aeusserste in diesem seltsamen 
Naturalismus leistet er jedoch in dem Denkmale eines Siegers 
über die aufrührerischen Bauern. Die sehr gut gezeichneten 
Gruppen gefesselten Viehes, welche er auf die unterste Stufe der 
Baßis legt, „Kühe, Schafe, Schweine und allerlei" kann man 
Slßh noch gefallen lassen. Aber auf die Ecken des Postaments 
räth er Körbe mit Käse, Butter, Eier, Zwiebeln und Kräutern, 
wilder was dir einfällt" zu stellen. Auf diesen Unterbau setzt er 
allen Ernstes einen Haferkasten und stürzt darüber einen Kessel, 
auf Welchen er einenKäsenapf stellt, der mit einem starken 
Teller zugedeckt wird. Auf den Teller setzt er ein Butterfass, 
auf dieses wieder einen Milchkrug. Dieser trägt eine Korn- 
gafbe, in welche Schaufeln, Hauen, Hacken, Mistgabeln, Dresch- 
Hegßl und '„dergleichen" eingebunden sind. Darüber folgt ein 
Hühnerkorb und auf diesen ein Schmalzhafen, auf welchem ein 
trauernder Bauer sitzt, dessen Rücken mit einem Schwert durch- 
stochen ist. Seltsam genug nimmt sich's aus, mit welchem Ernst 
der Meister dabei die Verhältnisse von Käsenäpfen, Butterfassern 
und dergleichen feststellt. Auch das Grabdenkmal eines Trunken- 
belds erscheint nicht minder wunderlich, denn auf das Pcstament 
stellt er eine Biertonne, die er mit einem Brettspiel zudeckt; 
darauf eine Schüssel, über welche eine zweite gestürzt ist, mit 
der Angabe: „darin wird Fresserei sein." Auf den Bßdßll der 
Oberen Schüssel stellt er "einen weiten niederträchtigen Bier- 
krug, mit zwei Handhaben," deckt ihn mit einem Teller zu und 
stürzt darauf ein hohes umgekehrtes Bierglas, auf dessen Fuss 
endlich ein Korb mit Brod, Käse und Butter den Abschluss dieses 
wunderbaren Denkmals bildet. Der hohe Aussichtsthurm, den 
er ferner projectirt, zeig-t weder architektonische Gliederung noch 
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