132
III.
Buch.
Renaissance in Deutschland. A.
Allgemeiner
Theil.
gefährlich in ein jedes Haus gehören". Auch das Bett wird oft
mit prächtig gestickten Kissen und Polstern ausgestattet, obwohl
im Allgemeinen Deutschland darin hinter dem Luxus von Italien
und Frankreich zurückbleibt und Michel de Montaigne den
deutschen Betten kein besonderes Lob zu singen weiss.
Vorzüglich wendet man aber "die Stickerei an den Gewän-
dern an, in welchen grade Deutschland grosse Pracht entfaltet.
Zahlreiche Beispiele dafür finden wir auf den Portraits der Zeit,
aber auch die deutschen Kleinmeister sind nach dem Vorgange
Düreifs und Holbein's unermüdlich thätig, Stickmuster für solche
Zwecke zu erfinden. Während nun in den Wandteppichen der
Zeit durch den Wetteifer mit der Malerei das Prinzip einer natu-
ralistischen Darstellung mit Abstufung von Schatten und Licht
vorherrscht, macht sich hier eine völlig stilgemässe Flächen-
dekoration geltend, die ihre Motive aus dem Orient entlehnt und
ihre Schule wahrscheinlich an den Damascirungen orientalischer
Waffen durchgemacht hat. Es sind Verschlingung-en von brei-
teren Bändern und Streifen, in deren Lücken sich feine Linien
mit laubartigen Ausladungen schmiegen. Unerschöpflich in der
Mannigfaltigkeit der Erfindung, unübertrefiflich in edler und klarer
Ausfüllung des Raumes. Andere bestehen aus feinen Stricken,
die vielfach verschlungen und verknotet, nach demselben Prinzip
eine lebendig bewegte Flächendekoration bilden. Ich erinnere
nur an die bekannten Oompositionen, welche Dürer gestochen
hat. Prachtgewänder dieser Zeit im Nationalmuseum zu München:
der Mantel Herzog Wilhelmls V, welchen er bei seiner Vermäh-
lung mit Renata von Lothringen 1568 getragen; schwarzer Sammt,
besetzt mit doppelten Borten von schön stilisirten silbernen und
goldenen Blumen, meist in Palmettenform. Etwas später die
Jagdtasche Kurfürst Maximilians I, von grünem Sammt mit dicken
Ranken in Gold und Silber, das Laubwerk ebenfalls gut stilisirt,
noch nicht naturalistisch.
Endlich gehört hierher die Arbeitin gepresstem Leder, die man
allmählich für Teppiche und Polsterbezüge in Aufnahme brachte.
Auch diese Technik war von Italien, besonders von Venedig
ausgegangen und bürgerte sich erst nach und nach in Deutsch-
land ein. Auf den farbigen Grund liebte man goldne Blumen zu
drucken, für welche in dieser Epoche überwiegend eine architek-
tonische Stilisirung und charaktervolle Zeichnung ohne Aufnahme
naturalistischer Schattenwirkung beibehalten wurde. Besonders
reiche Verwendung fand die Lederarbeit bei den Büchercinbänden.
Zur Zeit der Reformation überwog noch der Schweinslederband
mit scharf und tief eingepressten Portraits von Reformatoren oder