Volltext: Geschichte der deutschen Renaissance (Bd. 5)

Kap- 
III. 
in den Kunstgewerben. 
Renaissance 
Die 
127 
Eifer pflegte. Unter den Einflüssen der reformatorischen Be- 
wegung zog sich dort diese schöne Kunst fast ganz aus dem 
Dienste der Kirche zurück: sie wurde fortan profan und schmückte 
die Rathhäuser, die Schützensäle, die Zunftstuben und die Woh- 
nungen in Stadt und Land mit ihren heitren Werken. Gewöhnlich 
ist es ein Wappen, das den Mittelpunkt einnimmt, aber man giebt 
dem Ganzen eine architektonische Umrahmung, zu welcher die 
reichen Formen der Renaissance mit Pfeilern und Säulen, mit 
Hermen, Atlanten und Karyatiden, mit figürlichen Friesen und aller- 
lei plastischem Beiwerk sich trefflich eignen.  Die Formen werden 
derb gezeichnet, wie es die Glastechnik verlangt; bunte Marmor- 
Incrustation, wie sie namentlich das Beispiel venezianischer Paläste 
bot, wird zu Gunsten reicher Farbenpracht imitirt. In den Bogen- 
Zwickeln und Attiken, den Postamenten und an andern passenden 
Stellen werden kleine figürliche Compositionen hinzugefügt. Der 
ganze Gesichtskreis der Zeit mit biblischen flistorien, antiker 
Mythologie und Geschichte, Allegorie, Scenen des wirklichen 
Lebens, spiegelt sich in diesen Werken. Selbst die Vaterländische 
Geschichte, die theils sagenhaften Heldenthaten der Vorzeit kom- 
men wie auf den Oefen auch auf den Glasfenster-n der Schweiz zu 
Tage. Der kleine Umfang dieser "Scheiben", die nur einen Theil 
des Fensters zu füllen pflegen, bringt eine miniaturhafte Feinheit 
der Behandlung hervor, welche als Kabinetsmalerei zu bezeichnen 
ist. Da ich an anderem Ortl) über diese Glasmalerei der Schweiz 
ausführlich berichtet habe, so genügt es hier, auf die wichtigsten 
noch vorhandenen Denkmäler zu verweisen. Den Anfang macht 
der oben Seite 63 erwähnte Oyclus im Grossrathsaale des Rath- 
hauses zu Basel von 1519 und 1520. Sodann die grossartige 
Reihenfolge im Kreuzgang der Klosterkirche Wettingen, welche 
von 1520 bis 1623 reichen, also ein ganzes Jahrhundert der Ent- 
wicklung darstellen. Von 1564 bis 1580 datiren die zum Theil 
sehr schönen Scheiben im Schützenhause zu Basel. Aus dem 
Kreuzgange des Klosters Mnri kam sodann ein reicher Cyclus 
nach Aarau, wo die Scheiben leider in Kisten verpackt dem 
Untergange entgegengehen. Sie datiren grösstentheils von 1555 
bis in die neunziger Jahre. Ein ähnlicher Cyclus aus dem Kloster 
Rathausen, 1592-1621 entstanden, befindet sich im Privatbesitz 
bei Herrn Kaufmann Meyer in St. Gallen. Endlich kann ich noch 
zwei mir erst neuerdings bekannt gewordene Reihenfolg-en aus 
 Die alten Glasgemälde der Schweiz. Zürich 1866. Mit Zusätzen ab- 
gedr. in meinen Kunsthistor. Studien. Stuttgart 1869. Dazu: Die Glas- 
äßlälälde im Kloster Wettingen. Mitth. der Ant. Gesellsch. in Zürich. Bd. XI V. 
e t 5.
	        
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