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III. Buch.
Renaissance in Deutschland.
Allgemeiner Theil.
1636 besitzt das "Haus zum Lorbeerbaum in Winterthur. Er
trägt das Monogramm D. P., welches auf einen Meister David
Pfau zu deuten sein wird. Zu den grössten und prachtvollsten
dieser Art gehören die beiden im Gemeindehaus zu Näfels be-
findlichen, die um 1646 entstanden sind. Endlich mögen noch
die drei gewaltigen Prunkstücke erwähnt werden, welche die
Stadt Winterthur 1696 den Züriehern in ihr neues Rathhaus
stifteten. Der eine steht noch im Regierungsrathsaale, während
die beiden andern beim Umbau des Grossrathsaales in den Saal
des Kappelerhofes wandern mussten. Die spätere Entwicklung
der Oefen fallt ausserhalb des Rahmens unserer Betrachtungx
Nicht in gleichem Umfange, aber doch immer noch in an-
sehnlichem Betriebe wird nun auch die Glasmalerei gepflegt.
Theils verwendet man sie zur Herstellung von 'l'rinkgläsern und
Bechern, die im Wetteifer mit metallnen und thönernen Geschirren
immer mehr in Gebrauch kommen. Von der Feinheit, welche
die venezianischen Glaser in den Werkstätten von Murano ge-
wannen, ist die deutsche Glasmaeherei weit entfernt. Weder an
Klarheit und Gleichmässigkeit des Materials, noch an Meister-
schaft in der Behandlung desselben können die deutschen Er-
zeugnisse mit jenen wetteifern. Die eleganten graziösen Formen,
die Kühnheit, in der gewagtesten und zartesten Ausspinnung der
Glasfaden die besonderen Eigenschaften des Stoffes auf die
ausserste Probe zu stellen, sind in den venezianischen Gläsern
unerreicht geblieben. Man begnügte sich damit, diese köstlichen
Geräthe auf dem Wege des Handels sich zu versehaüen. Was
dann die deutschen Künstler Eignes schufen, schlug; von vorn-
herein einen entgegengesetzten Weg ein. Das Fabrikat ist derber,
gleichsam volksthümlicher, die Masse erscheint immer etwas grün-
lich, die Gesammtform ist schlicht, ohne feineren plastischen Reiz
in der Bewegung des Umrisses; dagegen verleiht man ihm durch
farbige Darstellungen in kräftigem Ton einen malerischen Schmuck.
Höhere künstlerische Bedeutung haben diese Malereien selten;
wohl aber ist ihnen meist eine gute, harmonische Gesammt-
Wirkung eigen.
Ihr Hauptfeld hat die Glasmalerei auch jetzt in der Herstel-
lung farbiger Fenster. Dass H. Ilolbein wahrscheinlich der Erste
war, welcher die Formen der Renaissance in den Glasgemälden
zur Anwendung gebracht, haben wir schon gesehen. Unter
Figur 3 auf S. 61 theilten wir einen Entwurf zu einem gemalten
Fenster von ihm mit. Die Schweiz war es sodann, welche diesen
Zweig der künstlerischen Technik während des ganzen 16. Jahr-
hunderts, ja noch bis ins 17., selbst ins 18. hinaus mit grossem