Kap. III.
Die Renaissance in
den Kunstgewerben.
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trieben. Im weiteren Verlauf des Jahrhunderts bilden die mit
kostbarem Geschirr beladenen Büifets einen Gegenstand des Ehr-
geizes. Grossc Platten, Schüsseln und Schalen, Teller und Napfe
sowie Confectträger und Kühlgefässe Variiren in den mannig-
faltigsten Formen und werden mit getriebenen oder flachen gra-
virten Ornamenten und figürlichen Darstellungen in klassischem
Stil bedeckt. Auch die Löffel und Messer sowie die erst langsam
in Gebrauch kommenden Gabeln werden beliebte Gegenstände
für die erfindungsreichc 'l'hittigkeit des Gold- und Silberschmiedes.
Interessante Beispiele im Nationalmuseum zu München und in
andern Sammlungen. Besonders zierlich sind die noch zahlreich
vorhandenen Geschirre in Zinn, bei welchen die künstlerische
Arbeit den Stoff adelt, indem sie die Flächen durch hübsche
Ornamente, namentlich aber durch kleine Medaillons mit bild-
liehen Darstellungen belebt.
Dahin gehören ferner die Standuhren, Welche namentlich in
Augsburg und Nürnberg verfertigt wurden. Hier fand der Sinn
der damaligen Meister Anlass, das Werk nicht blos durch aller-
lei künstliche Einrichtungen und neckisches Spiel mit Figuren,
Welche ausser den 'I'agesstunden das Jahr, den Monat, den
Lauf (ler Gestirne anzeigen, auszustatten, sondern auch durch
die ganze künstlerische Anordnung und Ausschmückung her-
vorzuheben. Die Gesammtform ist bei diesen Werken gewöhn-
lich eine streng architektonische, so dass in kleinem Maassstab
irgend ein Bauwerk mit Säulen und Gebälk nachgebildet wird.
Am beliebtesten sind dabei Nachahmungen von Kuppelbauten,
die überall als das höchste architektonische Ideal dieser
Zeit sich geltend machen. Einige Beispiele sieht man im
Nationalmuseum zu München; besonders lehrreich aber ist
eine ganze Reihe solcher Uhren im historischen Museum zu
Dresden. Eine grosse astronomische Uhr, 1568 nach An-
gaben Augusts l gearbeitet, zeigt quadratischen Aufbau, in
ZWei Geschossen mit doppelten "Saulcnstellungen, unten dorischen
Oben korinthischen, besetzt, von einem kuppelartigen Aufsatz
bekrönt, das Ganze vergoldet, abwechselnd mit silbernen und
Silbervergoldeten Figürchen und Reliefs und mit Emailornamen-
ten an den Einfassungen, den Postamcnten und anderen passen-
den Orten geschmückt. llIehrere kleinere Uhren sind eben-
falls als elegante Kuppelbauten ausgebildet. Dagegen zeigt die
1591 von Paul Schuster "in Nürnbergg; verfertig-te Uhr eine noch
in gothisirender Form schlank durchgeführte Spitze, die in
sehr origineller Weise aufgebaut und mit RßIlä-iSSancedetails ge-
schmückt ist.
Kug
Gescl
Baukunst.