Volltext: Geschichte der deutschen Renaissance (Bd. 5)

Kap- 
III. 
den Kunstgewerben. 
Die Renaissance 
111 
spiel ein schönes, aber noch ziemlich einfaches Gitter aus Aulen- 
dorf in Würtemberg (Fig. 19). 
Von den zahlreich noch vorhandenen erwähne ich vor Allem 
die schönen Gitter, Welche sammtliche Kapellen des Doms zu 
Freising abschliesseir. Ein Ganzes von unvergleichlicher Pracht. 
Die herrlichen Kapellengitter der Frauenkirche zu München sind 
erst neuerdings dem_ modernen Restaurationsvandalismus zum 
Opfer gefallen. Treiilich ist auch das Gitter, welches im Dom 
zu Prag das Grabmal Kai-Vs IV umgiebt. Ein anderes vom 
Jahre 1599 umschliesst den Doppelaltar- in der Kirche zu St. 
Wolfgan g in Oberösterreichß) Reiche Gitter dieser Art sind ferner 
vor den Kapellen des Doms zu Constanz, ebenso am Westchor 
des Doms zu Augsburg und an mehreren Chorkapellen daselbst, 
hier sogar mit den späten Bezeichnungen 1691-1709. Noch 
Später sind die prachtvollen Eisengitter, welche den Chor und 
das Sacramentshauschen im Münster zu Ulm abschliessen, 1713 
und 1737 von Johann Vitus Bunz gearbeitet. Sie sind ein merk- 
würdiger Beweis von der zähen Ausdauer, mit welcher die Kunst- 
gßwerbe oft an alten Traditionen festhalten. Nicht minder häufig 
ist die Anwendung solcher Gitter zu profanen Zwecken. Ein 
vorzügliches Beispiel ist das Prachtgitter, welches den Augustus- 
brunnen zu Augsburg umgiebt. Aber auch zu eigentlichen 
Brunncneinfassungen im engeren Sinne verwendete man das 
Schmiedeeisen, indem man die Brunnenöffnung mit steinerner 
Brüstung versah, und über derselben ein Gerüst aus Eisen zum 
Aufhängen der Rolle für die Zieheimer anbrachte, dieses Gerüst 
dann aber mit reichem Gitterwerk bekleidete. Ein noch ver- 
hältnissmässig einfacher dreiseitig aufgebauter, vom Jahre 1564 
ehemals zu Neunkirchen in Niederösterreich, jetzt auf Schloss 
ßtixenstein aufgestellt; ein ungleich reicherer zu Bruck an 
der Mur vom Jahre 1626, und noch manche andere in Oesterreich 
und Steiermark?) Auf die zahlreichen Gitter an den Fenstern 
und Thüren von Privathäusern hier einzugehen würde zu Weit 
führen. Ausgezeichnete Fensterg-itter z. B. an dem späteren Flügel 
(168 Rathhauses zu Würzburg, 
Aehnliche Arbeitenverwendete man sodann mit Vorliebe ani 
den Schilden der Wirthshäuser, Zunftstuben oder Werkstätten 
der verschiedenen Handwerker. Man umkleidete die Stangen, an. 
 Ueber österreichische Eisenarbeiten vgl- den gediegenen, mit Zäh]- 
reiehen treiflichen Illustrationen ausgestatteten Aufsatz von H. Riewel in 
den lkiitth. der Centr. 00mm. 1870. XV. S. 39 if.  i) Vergl. den Aufsatz 
in den Mitth. der Ocntr. 00mm. XV. Fig. 4G.
	        
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