Volltext: Geschichte der deutschen Renaissance (Bd. 5)

Kap 
III. 
Die Renaissance 
Kunstgewerben. 
(len 
105 
Ausstattung dieser Dinge kam. Erst jetzt werden die Rüstungen 
Gegenstand künstlerischer Behandlung: Man wetteifert in neuen 
Erfindungen, um_ dem Metall den höchsten Glanz der Ausstat- 
tung zu verleihen. Wichtig wurde namentlich das im Anfang 
des '16. Jahrhunderts in Nürnberg erfundene Aetzen in Metall, 
sodann die 'l'auschirarbeit, bei welcher man Flachornamente in 
Gold oder Silber einschlägt. Mit diesen Hülfsmitteln, zu denen 
die Gravirung und Vergoldung, das Treiben, Bohren und Schnei- 
den des Metalls sich gesellte, wurden die Rüstungen, besonders 
die zum blossen Prunk gemachten Stücke, unter dem Einfluss 
der Renaissance oft wahre Wunderwerke künstlerischer Vollen- 
dung. Die Ornamente, mögen sie in schmalen Bändern die ein- 
zelnen Stücke einfassen oder in freiem Erguss über die ganzen 
Flächen sich ausbreiten, mögen sie als flache Zeichnung einge- 
legt oder in erhabener Arbeit getrieben sein, sind nicht selten 
Entwürfen zu Prachtriistungen. 
lchen. 
von niustergültiger Schönheit (Fig. 17). Das ganze ornamentale 
Gebiet der Renaissance hat hier seine Verwendung gefunden: 
Akanthus- und andere Blumenranken, gemischt mit Masken, 
phantastischen Bildungen, Schlangen, Vögeln, Insecten und an- 
derem Gethier, dann wieder Gruppen von Waffen zu Trophäen 
geordnet, aber auch historische Compositionen, Schlachtscenen, 
Mythologisehes in reicher Abwechselung erhebt diese Werke oft 
Zum Range hoher Kunstschöpfungen. Seit 1550 etwa mischt sich 
darin das spätere Ornament der barocken Schnörkel, Cartouchen 
und Voluten ein, welches in seiner derberen Weise freilich zu 
unschöner Ueberladung führt und jene feinere Ornameutil; zuletzt 
Verdrängt. Ganz herrlich ist eine Anzahl von Prachtrüstungen in 
der Ambraser Sammlung zu Wien und" im historischen Museum 
Zu Dresden, hier besonders die Rüstung Kurfürst Christians II 
von Desiderizes Colmann in Augsburg gearbeitet. Im National-
	        
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