104
III.
Buch.
Renaissance in Deutschland.
Allgemeiner
Theil.
Reihenfolge von Entwürfen jenes Münchener Meisters zu Pokalen
und Schmucksachen aller Art. Muelich ist darin der eigentliche
Nachfolger Hans Holbeins; seine Arbeiten zeichnen sich durch
schwungvollen Umriss, eleganten Aufbau und treifliche Verwer-
thung figürlichen Beiwerks aus.
Ferner ist auch an den Walten der Zeit, die neben den
lüinkgefassen in Deutschland den vornehmsten Gegenstand der
Liebhaberei bildeten, die künstlerische Ausstattung mit jeder Art
von Goldschmiedarbeit, aber auch mit Elfenbeinschnitzereien und
eingelegten Ornamenten eine wahrhaft bewundernswerthe. Köst-
liche Beispiele sieht man in der Ambraser Sammlung zu Wien,
Einiges im Nationalmuseum zu München, in grösster Fülle und
Auswahl aber im historischen Museum zu Dresden. 1) Schon
die reiche Mannigfaltigkeit der Form beweist die Vorliebe für
diese Gegenstände. Neben dem Ritterschwert und dem gewal-
tigen Zweihander kommt bald der zierlichere Stossdcgen auf;
dazu der Dolch, der besonders zu reicher Ausstattung; Anlass
gab. Für den Griü" und die Scheide solcher Waffen, die in erster
Linie zum Prunk getragen wurden, verwendete man jede Art
kunstreicher Ausstattung und jedes kostbare Material, meistens
in höchst geschmackvoller Weise. Aber auch die gewöhnlicheren
Angritfswaiien, die mannig-fach gestalteten Spiesse, meist mit
breiten messerförmigen Spitzen, die Partisanen und Hellebarden,
endlich die Streithammer, Kolben und Aexte werden künstlerisch
geschmückt. Wenigstens bedeckt man ihre Stahlflächen mit da-
mascirten oder geatzten Ornamenten, welche oft zum Schönsten
gehören, was die Flächendekoration dieser Zeit aufzuweisen hat.
Dasselbe ist der Fall bei den Handfeuerwaäen, von der schwer-
fälligen Bombarde und Muskete bis zur beweglicheren Pistole und
der Jagdbüchse. Hier entspricht der feinen Ornamentation des
Rohres eine nicht minder reiche Ausstattung der Schäfte und
Kolben, die besonders mit eingelegten oder erhaben geschnitzten
Elfenbeintiguren oder mit Gold- und Silberzierden geschmückt
werden. So bieten diese Wafen einen Ueberblick über das, was
die verschiedensten Kunstgewerbe der Zeit zu leisten vermochten.
Daran schliesst sich die nicht minder glanzvolle Arbeit der
Harnischmacher oder Plattncr, Was an Prachtrüstung-en in öffent-
lichen Sammlungen noch erhalten ist, zeigt uns die Thatigkeit
auf diesem Gebiet in wahrhaft unglaublicher Vielseitigkeit. Gegen-
über der Einfachheit mittelalterlicher Rüstungen wird grade hier
oifcnbar, Welche Umgestaltung durch die Renaissance in die
Vgl.
die schöne photogr.
Publikation
Hanfstängl.
VOD