Kap. III.
Die Renaissance in
den Kunstgewerben.
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fertigt und im Jahre 1616 vollendet, besteht er._im Wesentlichen
aus Ebenholz, das jedoch durch zahlreiche Edelsteine sowie silber-
getriebene Figuren und Reliefs, Gravirungen in Silber mit bunt-
farbigen Emailornamentcn den Eindruck grösster Pracht gewährt.
Im Innern sind Gemälde aller Art angebracht, sammtliehe Schub-
fächer aber mit den verschiedensten Silbergerathen zum Haus-
gebrauch, mit mathematischen Instrumenten und dergleichen aus-
gefüllt. Zum Prachtvollsten gehört ein Brettspiel aus Ebenholz mit
silberglavirten Ornamenten, alles von geistreicher Erfindung und
Ausführung. Das Ganze, ein Wunder mechanischer Geschick-
lichkeit und künstlerischer Vollendung, wurde unter der Leitung
des Patriziers Philipp Hainhofer durch den berühmten Kunst-
tischler (Jlrich Paumgarlzzcr unter Mitwirken einer grossen An-
zahl anderer Künstler (die alte Beschreibung nennt deren nicht
weniger als 24) ausgeführt.
Aehnliche Werke, wenngleich keins von so verschwenderischer
Pracht, sieht man auch sonst in öffentlichen Sammlungen. S0
im historischen Museum zu Dresden ein Schrank aus Ebenholz,
äiusserst reich mit silbervergoldeten Flachreliefs und farbenschim-
mernden Emails geschmückt; zwei andere ebendort von Hans
Schieferstein in Dresden gegen Ende des 16. Jahrhunderts ge-
arbeitet, mit herrlichen eingelegten Elfenbeinfiguren und Orna-
menten, in wohlbercchnetem Wechsel theils weiss auf schwarzem,
theils schwarz auf weissem Grunde. Sodann ein Schmuck-
schränkchen, um dieselbe Zeit von lfcllertlzalew" in Dresden aus-
geführt, gleichfalls in schwarzem Ebenholz mit theils vergol-
deten Silberornamenten. Dahin gehört auch der Arbeitstisch der
Kurfürstin Anna, 1548 in Nürnberg gefertigt, iiusserst sinnreich
mit vielen theils versteckten Fächern, welche in compendiösestcr
Weise alle Greräthschaften enthalten, deren man irgend zur Piiege
des Leibes sowie zu ernstem und heitrem Zeitvertreib sich be-
dienen mag. Selbst ein Klavier ist nicht vergessen. Weiter sieht
man dort eins der schönsten Damenbretter der Zeit, der Rahmen
durchbrochene Goldarbeit mit Edelsteinen, die Felder in Silber,
abwechselnd vergoldet, eingelegt mit eleganten Niellen, die Damen-
stcine mit zierlichen Bildnissen fürstlicher Personen, in fein eise-
lirte Rahmen gefasst. Nicht minder werthvoll im Nationalmuseum
zu München ein kostbares Schachbrett von Elfenbein, mit Perl-
mutter und Metallornamentcn eingelegt; am Rande Jagd- und
Kampfsecnen, sowie Gruppirungen von Waffen von treiflicher
Zeichnung. Dazu Brettsteine mit fürstlichen Bildnissen in zier-
lichster Arbeit. Auch der Bolzkasten Herzog Wilhelms IV, in
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