K ap.
Die
Renaissance in
den
Kunstgewcrben.
95
den Säulen mit vorgekröpftem Gebälk, gliedert die Wände und
verbindet sich manchmal nicht blos mit plastischer Dekoration,
sondern auch mit farbig eingelegten Ornamenten. Ein einfaches
Beispiel dieser Art geben wir unter Figur 12 an einem Schlaf-
zimmer eines Hauses zu Altorf in der Schweiz, wo auch die
Bettlade zu einem integrirenden Theile der architektonischen
Raumgliederung' geworden ist. Den Ausdruck gesteigerter Pracht
bietet das in Figur Ti- dargestellte Zimmer im Alten Seidenhof
zu Zürich. Durch schöne Intarsien zeichnet sich das im zehnten
Kapitel abgebildete Zimmer im Hafnerischen Hause zu Rothen-
burg aus. Glänzende Intarsien, mit plastischer Dekoration ver-
mischt, ündet man in dem Getäfel und der Decke eines Saales
auf der Veste bei Coburg. Zum höchsten Prunk steigert sich aber
die Behandlung im goldnen Saale des Rathhauses zu Augsburg
(Abb. in Kap. IX), wo die Felder der Decke eingesetzten Gemäl-
den vorbehalten sind. Eine der schönsten Decken der Epoche,
durch plastischen Schmuck und farbige Intarsien belebt, hat der
obere Saal der Residenz in Landshut. Nicht minder reich die
ähnlich behandelte Decke im Saale des Gemeindehauses zu
Näfels. Mehrere ausgezeichnete Arbeiten derselben Art in einem
jetzt zu Schulzwecken dienenden Patrizierhause zu Ulm. 1) Anderes
der Art in einzelnen Bürgerhausern zu Nürnberg, Danzig, Lübeck
u. s. w. Eine prachtvolle Decke, völlig plastisch belebt, aber
ganz in Gold und Farben gefasst, im Saale des Schlosses zu
Heilig enbeig vom Jahre 1584. Mehrere trelfliche Ueberreste
Sieht man im Nationalmuseum zu München, namentlich den
grossen Plafond aus dem Schlosse zu Dachau und das köstliche
kleine Zimmer aus dem ehemaligen Fuggerschloss zu Donauwörth
Vüm Jahre 1546.
Neben diesen grossen Prachtstücken bringt die Kunsttischlerei
all? jene in ihr Gebiet fallenden Gegenstände, welche zum Mo-
hlhar der damaligen Bürgerhauser und Schlösser gehören, in
Telßhster und mannigfaltigster Weise hervor. Wo es irgend an-
geht, verwendet sie dabei nicht blos die verschiedenen einheimi-
sehen Holzarten, sondern sie bedient sich auch der durch den
ilbcrseeischen Handel herbeigeführten kostbareren Stoffe, nament-
llch des Ebenholzes und Elfenbeins; auch Perlmutter, Schildpatt,
Lapislazuli und andere seltene Steine werden zur Ausstattung
herbeigezogen und verleihen den Werken jener Zeit die reiche
Farbenpracht einer durchgebildeten Polychromie. Am einfachsten
1)_Wird demnächst durch J.
Qffenthcht. werden.
Denkmälern
Schwäb.
den
Egle in
V61"