Volltext: Geschichte der deutschen Renaissance (Bd. 5)

K ap. 
Die 
Renaissance in 
den 
Kunstgewcrben. 
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den Säulen mit vorgekröpftem Gebälk, gliedert die Wände und 
verbindet sich manchmal nicht blos mit plastischer Dekoration, 
sondern auch mit farbig eingelegten Ornamenten. Ein einfaches 
Beispiel dieser Art geben wir unter Figur 12 an einem Schlaf- 
zimmer eines Hauses zu Altorf in der Schweiz, wo auch die 
Bettlade zu einem integrirenden Theile der architektonischen 
Raumgliederung' geworden ist. Den Ausdruck gesteigerter Pracht 
bietet das in Figur Ti- dargestellte Zimmer im Alten Seidenhof 
zu Zürich. Durch schöne Intarsien zeichnet sich das im zehnten 
Kapitel abgebildete Zimmer im Hafnerischen Hause zu Rothen- 
burg aus. Glänzende Intarsien, mit plastischer Dekoration ver- 
mischt, ündet man in dem Getäfel und der Decke eines Saales 
auf der Veste bei Coburg. Zum höchsten Prunk steigert sich aber 
die Behandlung im goldnen Saale des Rathhauses zu Augsburg 
(Abb. in Kap. IX), wo die Felder der Decke eingesetzten Gemäl- 
den vorbehalten sind. Eine der schönsten Decken der Epoche, 
durch plastischen Schmuck und farbige Intarsien belebt, hat der 
obere Saal der Residenz in Landshut. Nicht minder reich die 
ähnlich behandelte Decke im Saale des Gemeindehauses zu 
Näfels. Mehrere ausgezeichnete Arbeiten derselben Art in einem 
jetzt zu Schulzwecken dienenden Patrizierhause zu Ulm. 1) Anderes 
der Art in einzelnen Bürgerhausern zu Nürnberg, Danzig, Lübeck 
u. s. w. Eine prachtvolle Decke, völlig plastisch belebt, aber 
ganz in Gold und Farben gefasst, im Saale des Schlosses zu 
Heilig enbeig vom Jahre 1584. Mehrere trelfliche Ueberreste 
Sieht man im Nationalmuseum zu München, namentlich den 
grossen Plafond aus dem Schlosse zu Dachau und das köstliche 
kleine Zimmer aus dem ehemaligen Fuggerschloss zu Donauwörth 
Vüm Jahre 1546.  
Neben diesen grossen Prachtstücken bringt die Kunsttischlerei 
all? jene in ihr Gebiet fallenden Gegenstände, welche zum Mo- 
hlhar der damaligen Bürgerhauser und Schlösser gehören, in 
Telßhster und mannigfaltigster Weise hervor. Wo es irgend an- 
geht, verwendet sie dabei nicht blos die verschiedenen einheimi- 
sehen Holzarten, sondern sie bedient sich auch der durch den 
ilbcrseeischen Handel herbeigeführten kostbareren Stoffe, nament- 
llch des Ebenholzes und Elfenbeins; auch Perlmutter, Schildpatt, 
Lapislazuli und andere seltene Steine werden zur Ausstattung 
herbeigezogen und verleihen den Werken jener Zeit die reiche 
Farbenpracht einer durchgebildeten Polychromie. Am einfachsten 
 
 1)_Wird demnächst durch J. 
Qffenthcht. werden. 
Denkmälern 
Schwäb. 
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