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III.
Buch.
Renaissance in Deutschland.
Allgemeiner Theil.
Michael's III mit seiner Gemalin Katharina von Stolberg; und
deren zweitem Gemal Graf Philipp von Eberstein, von Johann.
von Trarbach (T 1586) aus Simmern gearbeitet. Zwei korin-
thische Säulen mit zierlichen Ornamenten am untern Theile des
Schaftes bilden die Einfassung. Die Pilaster der drei Nischen
sind ganz mit Wappen bedeckt, die Friese mit eleganten Blumen-
ranken und lebendig" bewegten Figuren. Ein grosser durch-
brochener Aufsatz auf schlanken korinthisehen Säulen krönt den
Unterbau diesesPrachtwcrks, das in Kalkstein mit reicher An-
Wendung von Vergoldung ausgeführt ist. Ueberaus barock sind
dagegen die grossen Epitaphien des Grafen Georg von Isenburg
und seiner Gemalin Barbara (T 1600), sowie das des Grafen
Ludwig von Stolberg und seiner Gemalin Walbuijg von Wied
(T 1578). Völlig bemalt und vergoldet, bietet namentlich das
letztere Denkmal ein lehrreiches Beispiel von den üppigen Phan-
tastereien des" beginnenden Baroceo. Den höchsten Glanz ent-
faltet aber das pompöse Frcigrab, welches die Mitte des Ohores
einnimmt und gleich den letztgenannten in Marmor ausgeführt
ist. Die Gestalten der Verstorbenen ruhen auf einer mit male-
rischen Reliefs geschmückten Tumba, über welcher auf acht
Säulen ein Baldachin sich ausbreitet. Zwischen den Säulen
hängen Fruehtgewvinde herab, von Eisendrathen gehalten, welche
durch theilweise Zerstörung der Bekleidung sichtbar geworden
sind. Das Ganze ist von üppigstei- Pracht, aber arg beschädigt.
Eine zweite Reihe solcher Denkmäler bewahrt der Chor der
Stiftskirche zu Pforzheim in den Gräbern der Markgrafen von
BadenI-Durlach. Ich gebe in Fig. 9 zur Veranschaulichung des
Stiles solcher Werke das Grabmal des Markgrafen Karl l) (T1577)
mit seinen beiden Gemalinnen Kunigundc (T 1558) und Anna
(T 1586). So steif die Figuren sind, so vortrefflich ge-
staltet sich die umrahniende Architektur in ihrem Aufbau und
der fein abgestuften plastischen Dekoration, in welcher selbst
die wenigen barocken Elemente maassvoll und acht künstlerisch
behandelt sind. Eine andere Reihe von Prachtgrabern sind die--
jenigen der Würtembcrgischen Fürsten im Chor der Stiftskirche
zu Tübingen. Es sind sämmtlich Freigräber, auf die Form des
Sarkophags zurückgreifend, aber dieser ist in mehreren Fällen
Gegenstand einer reichen architektonischen Ausbildung geworden.
So namentlich das prachtvollste dieser Denkmale, ganz aus
weissem Marmor gearbeitet, für Ludwig den Frommen, Herzog
Nach den unter Bäumer ausgeführten Aufnahmen der Bauschule
Stuttgarter Polyteehnikuln auf Holz gezeichnet von Baldinger.
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