KaP'
VII-
des XVI.
Die Formenbehandlung
Jahrhunderts.
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Das bekannte Werk des Vignola verbreitete überall diejenige
Redaction der antiken Ordnungen, welche fortan die conventionelle
wurde. (Späte vereinzelte Eiferer für die ächten Formen des Ioni-
schen: Gio. Battista Bertano,1 und Giuseppe Porta. 2 Die spätern
Vitruvianer 28.) Die Allgemeinheit und Gleichgültigkeit der
Formen stand im Zusammenhang mit der Nothwendigkeit, rasch,
viel und monumental mit beschränkten Mitteln zu bauen.
Der Backstein, noch in Bramante's spatern Bauten herrlich
wirkend auch wo die Gliederungen von Stein sind (Seitenfronte
der Cancelleria, ursprüngliche Gestalt des Obergeschosses um den
vaticanischen Giardino della Pigna) und ebenso noch in Bal-
dassar Peruzzils kleinern Bauten zu Siena, wird jetzt als ver-
meintlich unedlerer Stoff in der Regel übermörtelt. Palladio
fügt sich sogar in bemörtelte Backsteinsaulen. (Anderswo in
Oberitalien aber lässt man den Backstein noch bis inls XVII.
Jahrhundert an einigen trefflichen Bauten offen sehen.) Vasari
darf in seiner Introduction, wo er das Baumaterial bespricht,
den Backstein schon völlig beschweigen.
Der Charakter freudloser Grossartigkeit, welcher dieser Bau-
zeit im Vergleich mit der frübern eigen ist, kam zum Theil auch
von der Sinnesweise einzelner Fürsten her. Der Herzog (später
Grdssherzog) Oosimo I. (1537 bis 1574) zog die dorische Ord-
nung vor, mveil sie sicherer und fester sei als die anderngi wess-
hall) Vasari sie an den Ufüzien (1560) anwenden musste; Amma-
nati aber bekam die dreiseitige, dreistöckige Hoflialle des Pal.
Pitti mit lauter Rusticaonlnungen zu verzieren. Cosimo's Ein-
mischung in alles Bauwesen, z. B. Gaye, carteggio II. p. 498 und
zahlreiche andere Aussagen und Oorrespondenzen. Sein Sinn für
die Regelmiissigkeit ä. 83. Selbst die Girandola entsagte unter
ihm den phantastischen Spielforinen und lernte einen classischen
achteckigen Tempel in Feuerwerk darstellen. 3 Vgl. Q. 195. Die
Rustica galt jetzt als Ausdruck des höhern Ernstes überhaupt.
Ein merkwürdiger Versuch, "ihr statt des Dorischen etc. ein eige-
nes Detail zu schalten, im Hof des erzbischöflichen Palastes zu
Mailand, von Pellegrini; zaghafter an den Prigioni zu Venedig.
(Die schönen neuen Motive des Säulenbaues mit Mischung von
Bogen und geraden Gebttlken, ä; 35.)
Die Verhältnisse.
Mit Anwgndung der bisher ßetrgchteten_Formen_sammt den
eigentlichen Z1erforn1en compmnrt dxe Renzussance lhre Bauten
1 Vasari XI, p. 248, vita di Garofalo.
Salviati. 3 Vasari X, p. 275, v. di Tribolo.
Kuglcr, Gesch. d. Baukunst. IV.
Ibid.
XII,
Nota ,
es,
s
di