70
Buch.
Renaissance in ItaIienÄ
Architektur.
Anzahl kleinerer Kuppeln des XV. Jahrhunderts in der Art stark
aufgewehter Regenschirme mit kleinen Rundfenstern ringsum. (Die
mit Hülfe der Decoration und für deren Zwecke umgestalteten
Gewölbeformen des XVI. Jahrhunderts siehe unten.)
VII.
Kapitel.
Die
Formenbehandlung
des
XVI.
Jahrhunderts.
des
Vereinfachung
Details.
Mit dem Eintritte des XVI. Jahrhunderts vereinfacht und
verstärkt sich das bauliche Detail. Es war ein neuer Sieg des
{iorentinischen Kunstgeistes über das übrige Italien. Das ausser-
toscanische Italien der Friihrenaissance war mehr von den orna-
mentalen Arbeiten der Florentiner als von der einfachen Grösse
ihrer Bauten berührt werden; jetzt erst siegt, nicht die Einzel-
form, sondern der Geist eines Pal. Pitti,-Pa,l. Gondi, Pal. Strozzi
(ä. 39) überall, Wenn auch Bramante (1444-1514), von wel-
chem nun das Meiste abhing, ein Urbinate war, so ist doch wohl
die grosse Veränderung, die um 1500 in ihm verging, am el1e-
sten durch ein längeres Verweilen in Florenz zu erklären. Dazu
kamen dann seine Vermessungen in Rom. (ä. 27.) Das gestei-
gerte Studium des Vitruv 28) ist von dieser neuen Richtung
theils Wirkung, theils Ursache, je nach dem einzelnen Fall.
Die Vereinfachung der Form wurde theils aus bestimmten
Römerbauten, theils aus allgemeinen Gesichtspunkten gerechtfer-
tigt. Damit war untrennbar verbunden ein stärkeres plastisches
Hervortreten, um sich an den zum Theil gewaltigen neuen Bauten
vernehmbar zu machen, vermöge des starkem Schattenschlages.
Serlio 1 beruft sich auf das Colosseum, auf den Bogen von
Ancona und selbst auf das Pantheon, dessen korinthische Ord-
nung nur sehr weniges aber wohlvertheiltes Detail habe und po-
lemisirt gegen die ndem Geschmack der Menge huldigendena
Baumeister, welche die ornamentalen Glieder vollständig nach
den reichern Beispielen gaben. Durch das viele Gemeisselte
(intagli) würden die Fagaden nur verwirrt und affectirt.
1 Architettura,
III,
fol.
104
vgL
fol.
VII.
120a
126.