Die Rustica
ausserhalb Toscanaüs.
Im XV. Jahrhundert tritt die Rustica ausserhalb Toscanafs
unsicher und nur wie eine ilorentinische Mode auf und mischt
sich gerne mit fremdartigen Elementen. Neapel: Pal. Colobrano
1466 mit zaglrafter Zierlichkeit des Gebälkes und des Portals.
Bologna: Erdgeschoss des Pal. del Podeste, 1485 mit gehlümter
Rustica nin modum rosarumm und Halbsäulen dazwischen. 1
Erdgeschoss des Pal. Bevilacqua, mit diamantirter Rustica.
Ferrara: noch preziöser, Pal. de' Diamanti 1493. Rom: die
zum Theil guten und auch schon mit Pilastern versehenen vor-
braflnantischen Bauten, wie z. B. Governo vecohio. Venedig:
die unglückliche Fagade von S. Michele 1466; das Erdgeschoss
des edeln Pal. Corner-Spinelli (Fig. 11).
die Incrustation.
Venedig und
Sowie Florenz die Stadt der Rustica, so ist das sichere und
ruhige, auf enge Pracht und daher auf kostbares Material ange-
wiesene, selbst an Mosaik gewohnte Venedig die Stadt der In-
crustation. Nachdem sich der Kirchenbau derselben lange Zeit
massig und der Profanbau (mit Ausnahme des marmornen Tep-
pichmusters des Dogenpalastes) gar nicht bedient, sondern den
Backstein gezeigt hatte, brachen mit einer letzten und höchsten
Steigerung des Luxus alle Schleusen der Stoffverschivendung auf.
Pii II. Comment. L. III, p. 148, etwa 1460: nUfbS tota
latericia pulcherrimis aediiiciis exornata; verum si stabit impe-
rium, brevi marmorea riet; et iam nobilium patriciorum aedes
marmore undique incrustatae plurimo fulgent auroß Die Ver-
goldung des Helmes am Marcusthurm hatte schon viele tausend
Ducateu gekostet. Sabellicds Besuch in der Bauhütte der
Certosa S. Andrea, wo die. Steine wahrscheinlich für die Facade
fertig lagen, um 1490: lauter inländische Arten aus verschiede-
nen Gruben am Fuss der Alpen, wetteifernd mit dem lakonischen,
synnadischen, thasischen, numidischen, augusteischen Stein, auch
mit dem Ophit. 2 Ausserdem aber bezog man noch immer vielen
Marmor von Paros und Steine verschiedener Art von andern In-
seln des Archipels. 3 Auch Lieferungen von Incrustationen für
1 Bursellis, bei Murat. XXIII, C01. 906. 2 Sabellicus, de situ Venetae
urbis, L. III, fol. 92 (ed. Venez. 1502). Ueber diese Namen, deren richtige
Anwendung der Autor verantworten mag, vgl. Ottfr. Müller, Archäologie,
ä. 268. 3 Sabellicus, 1. 0.. fol. 86, 87; Sansovino, Venezia, fol. 141.