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Buch.
Renaissance "in Italien.
Architektur.
lieh, dass er den Signorenpalast zu Florenz nicht so symmetrisch
anlegen konnte, wie das von seinem Vater (richtiger: Collegen)"
Lapo erbaute Schloss der Grafen von Poppi. 1
In Florenz ist der äussere Charakter trotzig und burg-
artig; die Höheder Gemächer als leitendes Princip zugestanden.
von Acciajuqli (ä. 9) in Betreü" seiner eigenen Wohnung in
der Certosa; nDiB Gewölbe können nicht hoch und geräumig
genug sein, denn eines der herrlichsten Dinge im Bauwesen
ist die Höhe der Stockwerkexl 3
Inidem vor Ueberfall und Bürgerzwist gesicherten Venedig
entstehen die ersten Häuserfaeaden im höheren Sinn, mit wohl-
gefälliger Abstufung der Stockwerke und schöner Gruppirung der
hohen Rosettenfenster, in der Mitte als weite Loggia, auf den
Flanken einzeln oder zu zweien. (Dass in den Loggien eine Säule
statt eines lntervalls auf die Mitte kommt, wird dann noch spät
in der Renaissance von Daniele Barbaro, ad Vitruv IV., 2, als
vulgaris error getadelt.) Vgl. 42, 43, 94.
Das Castell derVisconti zu Pavia, begonnen 1-1360 (ä. 5),
nie vollendet und übel entstellt, ist eine völlig symmetrische An-
lage von gleichmässiger; nicht übergrosser Pracht; ndOmUS, cui
nulla in Italiapar est,(( sagt. Decembrio, 2_ nil primo dell' uni-
versou, sagt Corio fol. 237.. Unddoch soll Francesco Sforza das
Schloss Ezzelin's in Padua noch vorgezogen habenß Die viscon-
tische Residenz-inrMailand läeiS. Giovanni in Conca, mit weiten
Hallenhöfen zu Turnieren ist nicht mehr vorhandenß Die Sau-
len bestanden zum Theil ausweissen und. schwarzen Marmor-
schichten. 5 Den Palast der avignonesischen Päpste zu Monteiia-
scone rühmt Pius 11.6
Auch Bauten des öffentlichen Nutzens erhalten in Italien
frühe eine rationelle-Anlage. Der erste Casernenbau in Florenz
1394, nachdem bisher__das A-ufgebot in den Kirchen einquartirt
worden war.7 Unter den Spitälern galt das von Siena als unver-
gleichlich; reisende Fürsten besuchten esund KaisenSigismund
erbat sich eine genaue Aufnahme. 8 Das Spital von Fabriano bei
d'Agincourt; Archit, Taf. 72. (Ob bereits am italienisch-gothi-
sehen Civilbau der Symmetrie wegen falsche Fenster und Thüren
vorkommen? Das frühstemir bekannte Beispiel ist doch erst aus
der Zeit der Renaissance, um -146O.)9'
1 Vasari, I, p. 254, v.. di Arnolfo. 2 Bei Murat. XX, C01. 1006.
s Savonarola. bei Murat. XXIV. C01. 1176. Ebenda, C01. 1174 eine weit-
läufige Beschreibung 6er Residehz der B'ürsteni'_ami1ie Carfara Zu Padua.
4 Corio fol. 235. 5 Decembrio, C01. 998. 6 Comment, L. IV, 11.204.
7 Gayß, carteggio 537. 3 Ube1'ti,'il Dittamondo, L. Ill, o. 8; Gaye,
I, 13-929 Milanesi, IIfp. 63; ä-fDiali sanesi bei Murat., XXIII, C01. 798.
9 Vgl. Pix II. Commapt. L. IX, 13.7426.