Volltext: Geschichte der Renaissance in Italien (Bd. 4)

Kap. III. 
Gothische. 
das 
Protorenaissanee und 
Die 
25 
S. Franz und S. Dominicus hatten es noch erlebt,'dass trotz 
ihres Protestes ihre Orden von dem allgemeinen Bausinn mit- 
gerissen wurdenß Jetzt erst beginnt in Italien die Zeit der 
grossen Probestücke; man nimmt dem Jacopo Tedesco und den 
Uebrigen die neuen constructiven Principien aus den Händen, 
um etwas ganz Anderes damit anzufangen; Das gothische Detail 
wird ohne Respect vor seinem eigentlichen Sinne gemissbraucht 
oder weggelassen; es muss sich mit seinem Todfeinde, der In- 
crustation, vertragen. (Vgl. die ergötzliche Geschichte, wie die 
Peruginer bei einer Fehde 1335 den Aretinern die für deren 
Dom fertig liegenden Incrustationsplatten raubten und auf 
festlich geschmückten Wagen mit nach Hause nahmen, ja die- 
selben angeblich für die Incrustation ihres eigenen Domes ver- 
wandten.) 2 Was von gothischem Detail in Italien schön ist 
(Werke Giottds und Orcagnas), ist es aus andern Gründen als 
im Norden. Die Ausdrücke für dasselbe. sind italienisch oder 
lateinisch, höchstens mit Ausnahme von Gargolle, d. h. gargouil- 
les, Wasserspeier-ß     
Nicole Pisano und Arnolfo bauten nach Belieben im friihern 
wie im neuen Styl. Wenn es die" Architekten so hielten, so 
wurden die Bauherrn vollends unsicher in ihrem Urtheil. Die 
Capelle am Pal. pubblico zu Siena wurde viermal niedergerissen. 
bis sie 1376 befriedigend ausiielß Beim Andringen der Renais- 
sance verlauten dann wahrhaft komische Klagen sogar bei Anlass 
ganz untergeordneter Bauten; Milanesi Iljp. 105 vom J. 1421: 
vuna die initiatur et fit una opera, et alio die destruitur et quo- 
libet die datur nova forma    quod quis eorum vellet sequi 
uno modo, alter alia forma, et nullam concordiam habent    
et etiam cives variis modis loquanturu    schliesslieh-wird eine 
Bürgercommission von fünfzehn Mann ad hoc vorgeschlagen. 
g. 19.  
der italienischen 
Charakter 
Gothik. 
Ohne genauer scheiden zu wollen, was durch das Gothische 
und was trotz desselben in die Kunst hineinkam, darf demselben 
doch wohl der neue Sieg des Lougitudinalhaues an den Kirchen 
zugeschrieben werden. Er erneuerte jenes Abkommen mit dem 
Centralbau, welches schon beim Dom von Pisa, geschlossen worden 
war: die Kuppel über der Vierung,   
1 Hierüber die fast neidische Klage eines Benedictiners. Matth, Paris 
ad a. 1243.  2 Archiv. stlor. XVI. I, p. 618; Mariotti lettere pittoriche 
perugine. p. 107, Nota.  J Bel Mllanesi, I, p. 209. Urk. von 1336. Die 
übrige Terminologie z. B. ebenda, p. 223, 227, 232, 253, 263, 5., II, 
p. 235.  4 Milanesi, I, p. 268. 
	        
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