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Bauherrn,
Dilettanten
und Baumeister.
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u. a. in Florenz 1486, Gaye carteggio II, p. 450. Protocolle
von Sitzungen und Beschlüssen verschiedener Art bei Milanesi.
Ein besonders instructives über einen Concurs zu einer neuen
Domfagade zu Florenz 1490, IIa-sari VII, p. 243, im Commentar
zu v. di Giul. Sangallo.)
Vielseitigkeit der Architekten.
Die Vielseitigkeit der meisten damaligen Künstler, welche
unserm Jahrhundert der Arbeitsvertheilung wie ein Bäthsel vor-
kömmt. war für die Baukunst von besonderem Werthe.
Ghiberti sagt bei Anlass Giott0's (Comment. p. XVIII):
nquando la natura vuole concedere alcuna cosa, la concede senza
veruna avariziaxi Die schöne frische Erscheinung der Renais-
sancebauten hängt wesentlich davon ab, dass die Meister nicht
bloss die Reissfeder führten, sondern als Bildhauer, Maler und
Holzarbeiter jeden Stoff und jede Art von Formen in ihrer Wir-
kung kannten. Sie vermochten einen ganzen Bau und dessen
ganzen Schmuck zusammenzuempiinden und zu berechnen.
Im Mittelalter war die Vielseitigkeit um so viel leichter zu
erreichen als die Aufgaben in allen Künsten homogener und ein-
facher und besonders in Sculptur und Malerei conventionelle Aus-
drucksweisen herrschend waren. Das Ausserordentliche beginnt,
sobald ein Meister mehrere, in gewaltigem Aufschwung begriffene,
auf neue Probleme gerichtete Künste umfasst, d. h. mit den be-
rühmten Toscanern des XIV. Jahrhunderts, welche eine neue Welt
der malerischen Darstellung, eine Sculptur von zartester Vollen-
dung, einen ganz eigenen Styl des grossartigsten Kirchenbaues
und dann noch eine bisher unerhörte Entwickelung des Nutz-
baues, der Hydraulik und Mechanik in ihrer Person vereinigten.
Diess gilt mehr oder weniger von Giotto, von Agostino und
Agnoloß Taddeo Gaddi, 2 Maestro Landoß Mit dem XV. Jahr-
hundert tritt dann ein Brunellesco auf, zuerst als Goldschmied,
dann als Mechaniker, Bildhauer, Architekt, Perspectiviker, Meister
colossaler Kriegsbauten und Danteausleger. (Er rechnete dem
Dichter die Räume seines Jenseits geometrisch nach.) Neben ihm
Leon Battista Alberti. 4 Merkwürdig bleibt, _dass noch spät sich
Niemand von Anfang an speciell der Baukunst widmete. Vasari
sagt von seiner eigenen Zeit: 5 Meist von der Bildhauerei, Malerei
oder Holzarbeit aus gelangt man jetzt zur Architektur und zwar
löblicher als gewisse frühere Künstler, welche vom Ornament-
1 Vasari II, p 8.
232. 4 Vgl. Cultur
(PAgnoIo.
2 Vasari II, p. 113, s.
der Renaissance, S. 139.
3 Milanesi I, p. 228 bis
IX, p.223, v. di Baccio