des Augenbliekes.
Decorationen
327
Prudentia und Justitia von Franc. Sangallo, alles colossal und
mehreres wwausserordentlich grossu.
In Siena arbeitete Beccafumi aus Papiermasse über einem
eisernen Gerippe das höchst colossale Reiterbild des Kaisers in
antikem Costüm, über d-rei Gestalten von besiegten Provinzen
dahinsprengend, allerdings nicht das erste sprengende Pferd der
modernen Kunst, (Nach andern statt der Provinzen drei
Flussgött-er, aus deren Urnen Wasser strömte.) Auch Sod-
doma muss damals" an einem Pferd gearbeitet haben. Die
Reiterstatue, und zwar sprengend, kam später auch bei Cosin1o's I.
Hochzeit vor, wo dessen Vater Giovanni dalle Bande nere durch
Tribolo auf diese Weise. und zwar riesengross, dargestellt wurde.
lMan überbot sich dann im Colossalen; beim ersten Einzug
Alfons0's II. .v0n Ferrara in Reggio 1558 stand auf der Piazza
46 Palmen hoch der Gründer der Stadt, M. Lepidus, aus Stucco
verfertigt von Clementi; (Lettere pittoriche I, Append. 39) späterer
Colosse, z. B. in Vasarfs Beschreibung der Hochzeit des Prinzen
Francesco Medici 1565 nicht zu gedenken.
Zu all diesem gehörte eine Behendigkeit wie die des Mon-
torsoli, der binnen 24 Stunden eine Fides und eine Caritas in
Lebensgrösse modellirte, als Schmuck eines improvisirten Brun-
nens, welcher während des Generaleapitels des Servitenordens
floss. 1 Die Künstler kamen bei solchen pressanten Arbeiten in
eine Art Taumel hinein und wenn dann mit. gutem Wein nach-
geholfen wurde, meldeten sich Ideen, die wenigtens während des
Festjubels als das Brillanteste von der Welt galten. 2 Und wenn
Einer todmüde auf ein Bündel Laub sank, konnte es ihm begeg-
nen, auf die sehmeichelhafteste Weise geweckt zu werden, wie
B. dem Vasari selbst. 3 Beim Volk gelangte" man durch solche
Arbeiten des Augenblicks zu einem ungemeinen Ruhm. 4
Der
ä. 192.
Theaterba-u.
Dramatische Aufführungen, lange nur bei festlichen Anlassen
üblich, fanden in Höfen und Sälen der Grossen und Prälaten,
auch Wohl auf öffentlichen Platzen statt. Erst spät beginnen
stehende Theater, und diese bringen es dannnoch lange zu keiner
äussern Kunstforln. (Ueber das Theaterwesen vgl. "Cultur der
Renaissance S. 250, 277, 314, 401.)
Die 'I'ragödie blieb eine Sache des höhern momentanen
Luxus; die ersten Theater, welche wenigstens eine betrachtliehere
Zeit hindurch als solche eingerichtet blieben, dienten nur für
1 Vasari XII, p. 26, v. di_ Montorsoli.
Franco. -Q 3 Lettere pittoriche III, 12.
2 Vasari Xi, p. 319,
4 Armenini, p. 71.
di Batt.