Volltext: Geschichte der Renaissance in Italien (Bd. 4)

des Augenbliekes. 
Decorationen 
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Prudentia und Justitia von Franc. Sangallo, alles colossal und 
mehreres wwausserordentlich grossu.  
In Siena arbeitete Beccafumi aus Papiermasse über einem 
eisernen Gerippe das höchst colossale Reiterbild des Kaisers in 
antikem Costüm, über d-rei Gestalten von besiegten Provinzen 
dahinsprengend, allerdings nicht das erste sprengende Pferd der 
modernen Kunst, (Nach andern statt der Provinzen drei 
Flussgött-er, aus deren Urnen Wasser strömte.)  Auch Sod- 
doma muss damals" an einem Pferd gearbeitet haben. Die 
Reiterstatue, und zwar sprengend, kam später auch bei Cosin1o's I. 
Hochzeit vor, wo dessen Vater Giovanni dalle Bande nere durch 
Tribolo auf diese Weise. und zwar riesengross, dargestellt wurde. 
lMan überbot sich dann im Colossalen; beim ersten Einzug 
Alfons0's II. .v0n Ferrara in Reggio 1558 stand auf der Piazza 
46 Palmen hoch der Gründer der Stadt, M. Lepidus, aus Stucco 
verfertigt von Clementi; (Lettere pittoriche I, Append. 39) späterer 
Colosse, z. B. in Vasarfs Beschreibung der Hochzeit des Prinzen 
Francesco Medici 1565 nicht zu gedenken. 
Zu all diesem gehörte eine Behendigkeit wie die des Mon- 
torsoli, der binnen 24 Stunden eine Fides und eine Caritas in 
Lebensgrösse modellirte, als Schmuck eines improvisirten Brun- 
nens, welcher während des Generaleapitels des Servitenordens 
floss. 1 Die Künstler kamen bei solchen pressanten Arbeiten in 
eine Art Taumel hinein und wenn dann mit. gutem Wein nach- 
geholfen wurde, meldeten sich Ideen, die wenigtens während des 
Festjubels als das Brillanteste von der Welt galten. 2 Und wenn 
Einer todmüde auf ein Bündel Laub sank, konnte es ihm begeg- 
nen, auf die sehmeichelhafteste Weise geweckt zu werden, wie 
 B. dem Vasari selbst. 3 Beim Volk gelangte" man durch solche 
Arbeiten des Augenblicks zu einem ungemeinen Ruhm. 4  
Der 
ä. 192. 
Theaterba-u. 
Dramatische Aufführungen, lange nur bei festlichen Anlassen 
üblich, fanden in Höfen und Sälen der Grossen und Prälaten, 
auch Wohl auf öffentlichen Platzen statt. Erst spät beginnen 
stehende Theater, und diese bringen es dannnoch lange zu keiner 
äussern Kunstforln. (Ueber das Theaterwesen vgl. "Cultur der 
Renaissance S. 250, 277, 314, 401.)  
Die 'I'ragödie blieb eine Sache des höhern momentanen 
Luxus; die ersten Theater, welche wenigstens eine betrachtliehere 
Zeit hindurch als solche eingerichtet blieben, dienten nur für 
1 Vasari XII, p. 26, v. di_ Montorsoli. 
Franco. -Q 3 Lettere pittoriche III, 12.  
 2 Vasari Xi, p. 319, 
4 Armenini, p. 71. 
di Batt.
	        
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