Kap
VIIL:
Gefässe.
Goldschmiedearbeit und
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Siegels gerne als Thier oder Figurine, z. B. am goldenen Siegel
des Cardinals Eroole Gonzaga als sitzenden Heroules. 1
Vielleicht die bedeutendste vorherrschend decorative Arbeit
dieses ganzen Styls, die jetzt noch in Italien vorhanden ist: das
farnesische Kästchen von Gio. de? Bernardi im Museum zu Neapel;
von Metall mit Eekiiguren, Reliefs und sechs ovalen Glassehliffen;
der Deckel mit der Figurine eines ruhenden Hercules zwischen
den Hälften eines gebrochenen Giebels.
Majoliken
und
ä. 186.
anäere
irclene
Gefässe.
Die künstlerische Behandlung der Gefässe aus Erde und
Glas hat seit dem Alterthum. nie und nicht wieder so hoch ge-
standen als zur Zeit der Renaissance. Die erste Stelle nehmen
die Majoliken ein mit ihrer Glasur in einer beschrankten Anzahl
von Farben.
Ein achtes Porzellan in unserm Sinn, durchscheinend oder
auch nur von völlig weissem Korn, besass man noch nicht, und
die vielen Porzellane, zumal in den venezianischen Sammlungen,
sind als Majoliken zu verstehen, d. h. als glasirte irdene Geschirre.
Diese waren schon im Mittelalter oft durch ihre reiche ge-
schwungene Form und durch Farbe und Gold bis an die Grenze
der Kunst vorgerückt; im XV. Jahrhundert muss ihnen die Ver-
vollkommnung der Glasur durch die Werkstatt der Robbia zu
Statten gekommen sein; aber erst im XVI. Jahrhundert wurde
die volle Freiheit des decorativen Modellirens und Fdachclecorirens
darauf angewandt. Diess ist es, was ihren Werth ausmacht,
mehr als die mühselig aufgemalten Historien, auch wenn bei
diesen rafaelische u. a. berühmte Motive benützt sind.
Die Hauptaussage: Vasari XI, p. 826, v. di Bait. Franco;
vgl. XII, p. 118, v. di Tadd. Zucchero; Benv. Cel 1ni vita II,
c. 8. Quatremere, vita di Raffaelle, ed. Longhena, p. 290, Nota.
Zwar gab es schon 1526 Liebhaber, welche Porzellane für 600 Du-
cati zu verlieren hatten, wie z. B." Giberti, Sekretär Clemens VII,
bei Anlass der ersten (colonnesischen) Erstürmung Roms. 2
Gleichwohl wird angenommen, dass wenigstens die Majoliken-
Werkstätten von Pesaro und Castel Durante erst um 1530 den
Höhepunkt erreicht hatten, oder um 1540 als der Herzog Guido-
baldo II. von Urbino den Battista Franco (ä. 178) als Vorzeich-
ner anstellte; ausserdem hatte der Herzog eine Menge Skizzen
von Rafael, Giulio Romano und ihren Schülern zu Vorlagen er-
worben. Etwas später gab Taddeo Zucchero die Zeichnungen
1 Benv. Cellini.
Negri a Micheli.
trattato
Lettere
di
PPincipi
I1
106;