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Buch.
Renaissance in Italien.
Decoration.
als Zierde des Barets gedient; der grösste Meister darin war
Caradosso. 1
Bei einem römischen Kirchenfest zu Rafaels Zeit (1519, s.
Gaye, Carteggio I, p. 408) werden einige auf einer Estrade an-
wesende Damen. zum Theil wahrscheinlich Buhlerinnen beschrieben:
Lucia Bufolina, Kleid von Silberbrocat, Gürtel von gesponnenem
Gold mit vier emaillirten Kaiserköpfen; Sofonisba Cavaliera,
Gürtel mit antiken Goldmünzen", Faustina degli Alterii, goldener
Stirnreif mit den zwölf emaillirten Zeichen des Thierkreises;
Imperia Colonnese (etwa die 156 erwähnte), Gürtel von goldenen
Knöpfen (vgl. Rafaels Johztnna von Aragonienl) und eine emaillirte
palla worauf alle Elemente künstlich abgebildet waren;
Sabina Mattuza. Gürtel von kunstreich verbundenen Goldmünzen,
Carniolen und Jaspen. Diese einzige Aussage gestattet Weitere
Schlüsse als alle wirklich erhaltenen Ueberreste dieser Art.
Ferner ist das XVI. Jahrhundert dasjenige der prachtvollsten
Waffen, mochten dieselben auch zum Theil seltene oder gar
keine wirkliche Anwendung linden. Letzteres gilt besonders von
den silbernen Schilden. welche gewiss nicht einmal bei-solchen
Anlässen wirklich getragen wurden, bei Welchen die prächtigsten
Helme und Harnische zumVorschein kamen. Die jetzt meist im
Ausland (Madrid. Paris, London, St. Petersburg) zerstreuten
Rüstungen und Helme italienischer Arbeit ersten Ranges haben
auf dem Stahl damascirte oder von Gold und Silber eingelegte
ornamentale und figurirte Zeichnungen. Vasari XII, p. 80, v.
di Salviati bei Anlass des Francesco da.l Prato.) Bisweilen ist
der Schmuck auch relieiirt, wie z. B. am Helm und Schild
Franz I. in den Uf f izien, angeblich von Benvenuto. Prachtvolle
Dolchscheirlen, originelle aus Figuren und Litubwerk combinirte
Degengriffe linden sich hie und da. Die weite Zerstreuung
dieser Schätze ist ihrer kunstgeschichtliehen Betrachtung nicht
günstig.
Zu den feierlichen Geritthen des vornehmen Lebens gehörten
auch die meist silbernen Siegel. Zunächst vertauschte Paul II.
den barbarisch-ehrwürdigen Typus des Bullensiegels mit einem
schönen nartiliciosiori sculpturaß 2 Viel prächtiger waren aber von
jeher tausend andere Siegel. Abgesehen von ihrem Gepräge, das.
z. B. bei den mandelförmigen Cardinalssiegeln schon im XV. Jahr-
hundert oft sehr reich War und die Heiligen ihrer Titularkirchen,
ja Ereignisse aus deren Legende darstellte, war bisweilen der
Grill höchst elegant. Schon Ghiberti 3 fasste eine antike Gemme
als Siegel so, dass der goldene Griff einen Drachen in Epheu-
laub darstellte, und auch Benvenuto gestaltete den Griff des
C01.
1 Benv.
1011.
Cellini, trattato I, c. 5.
3 Commentarii, p. XXXIII.
Vitad
Papar.
Murat.
III v
111