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I. Buch.
Renaissance in Italien.
Decoration.
Agraffe für das päpstliche Palliilm, Reliquienbehälter, Deckel
eines Horenbuches, Siegel, Irinkgefässe, grosse Kühlbecken, silberne
Gefässe jeder Art, Salzfässer, wovon eines hochberühmt und noch
erhalten, Leuchter (wovon einige noch im Schatz v. S. Peter vor-
handen sein sollen), Kleinodien, Weiblicher Schmuck, Ringe, Gürtel-
schnallen, Golddamascirung von Stahlklingen etc., der Statuen,
Reliefs und Medaillons nicht zu gedenken. Seine beiden Trattati
sind besonders für letztere Gattungen belehrend. (Tratt. I, Cap.
5: über die kleinen goldenen Crucifixe, welche bei den Cardinälen
um 1530 Mode wurden, hauptsächlich Arbeiten Caradossds.)
Im Ganzen scheint für ihn charakteristisch die bewegte,
quellende, von den Architekturformen endlich völlig emanzipirte
Bildung der Gefässe und Geräthe; ihre Auflösung in lauter Laub-
werk, Cartouchen, Masken u. dgl. und dazwischen kleine Felder
mit den zierlichsten Reliefs u. s. W.
Andere berühmte Namen werden wenigstens genannt als
Vorzeichner von Entwürfen für Metallarbeiten. Rafael lieferte
1510 die Zeichnung zu einer grossen ehernen Schüssel mit er-
habenen Ornamenten, welche ein gew. Cesarino für Agostino Chigi
ausführte. 1 Michelangelo gab noch 1537 die Zeichnung zu einem
silbernen Salzfass für den Herzog von Urbino, mit Thieren,
Festons, Masken und einer Figur auf dem Deckel. (Vasari XII,
p. 385, im Comment. zu v. di M. Angele.) -ßPerugino's Nave,
182. Die gerühmten Entwürfe des Girolamo Genga für
Trinkgeschirre geriethen nicht weiter als bis zum Wachsmodell. 2
Gefässe
8.113
g. 184.
Stein
und
Krystall.
qAls ein wesentlich neues Thema erscheinen die Gefasse aus
harten und kostbaren Steinen und geschliilenem Krystall, deren
Fuss, Henkel, Rand, Deckelgriii" u. s. w. die zierlichsten Phantasie-
formen aus Gold, Ennail und Edelsteinen erhielten.
Wie früh man überhaupt die harten Agatc, Jaspen, Lapis-
lazuli etc. in beliebige Formen schliü", wird schwer zu sagen sein;
jedenfalls stand das Mittelalter hierin weit hinter dem Alterthurn
zurück und wiederum in Italien die Frührenaissance hinter der
Hochrenaissance. Statt des Buffets der Fürsten und Grossen
tritt nun das Kabinet des reichen Liebhabers in den Vordergrund,
wo die Vasen aus harten Steinen mit kostbarer Fassung die erste
Stelle einnehmen.
Der Zusarnnienklang der geschwungenen Formen und der
Farbe des Steines mit der Einfassung ist nun eines der höchsten
1 Quatremäre,
90, v. di Genga.
vita
Raf.
di
Longhena ,
S271
Vasari XI